Ein kuscheliger Bouclé, ein dramatischer Samt oder doch lieber ein traditioneller Wollbezug? Polsterstoffe gibt es zahlreich und hat man sich für ein Material entschieden, kommt noch die Musterfrage dazu. Doch was sollte bei der Entscheidung eigentlich bedacht werden?
Sei es der Wunsch nach einem neuen Bezug wegen unvermeidlicher Spuren der Zeit oder schlichtweg ein anstehender Möbelkauf: In wiederkehrenden Intervallen wird jeder einmal vor die Frage stellt, welcher Polsterstoff nun der richtige wäre. Hier sollte neben den optischen Anforderungen der technische Aspekt eine ebenso große Rolle spielen. Und dazu gehört auch, die richtigen Fragen zu stellen: Um welches Möbelstück handelt es sich? Wo steht es und aus welchen Perspektiven sieht man es? Wie oft wird es benutzt? Gibt es Haustiere oder Kinder in der Familie?
Polsterstoffe: Kunstfaser vs. Naturfaser
Als Faustregel gilt: Polsterstoffe mit Kunstfaseranteil wie Polyester oder Elasten sind allgemein pflegeleichter, strapazierfähiger und knittern nicht so schnell. Auch gegenüber Sonneneinstrahlung zeigen sie sich meist resistenter.
Textilien aus Naturfasern hingegen sind weitaus umweltfreundlicher, lassen sich wunderbar drapieren und sind weich in der Haptik – und auch Optik. Außerdem entwickeln sie mit der Zeit eine einzigartige Patina – ob man die mag, sollte vorher überlegt werden.
Achtung geboten ist jedoch bei UV-Strahlung und Schmutz: Seide beispielsweise verzaubert durch ihre glänzende Oberfläche, diese droht bei direkter Sonneneinstrahlung jedoch schnell zu verschwinden. Auf technisch nicht entsprechend ausgestattetem Samt hingegen lassen sich schnell Flecken und Verfärbungen erkennen, die oftmals besser von einem Experten gereinigt werden sollten. Baumwolle, auch eine Naturfaser, erweist sich allerdings als recht unkompliziert, strapazierfähig und elastisch und ist somit eine beliebte Wahl für Polstermöbel.
Der Martindale-Rub-Test
In Punkto Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit gibt der Martindale-Rub-Test einen guten Anhaltspunkt für Polsterstoffe. Der Test misst die Anzahl an Reibungen, die der Stoff aushält, ohne dass der Faden zu reißen beginnt. Dadurch lassen sich Textilien in verschiedene Leistungsklassen einteilen.
Für den Alltagsgebrauch sollte ein Stoff mindestens 20.000 bis 25.000 Scheuertouren („Rubs“) aufweisen, alles darunter eignet sich eher für einen Kissenbezug oder ein selten genutztes Möbelstück. Ab 30.000 bis 40.000 Rubs gilt der Stoff als besonders scheuerfähig und ist somit auch als Bezug in öffentlichen Einrichtungen geeignet.
Die Frage nach der Optik
Sind die technischen Fragen geklärt, geht es nun noch um die Optik. Darf es wild gemustert, romantisch geblümt oder doch lieber ein klassischer Uni-Stoff sein? Neben persönlichen Vorlieben sollten auch die Struktur und Farbgebung des Stoffes sowie die Art und Form des Möbelstücks eine Rolle bei der Entscheidung spielen.
Textilien wie Cord, Bouclé oder Leinen können meist auf einen Mustermix verzichten, da alleine das strukturierte Gewebe den Stoff zum Hingucker macht. In puncto Farbe überzeugen Bouclé oder Leinen oftmals in hellen Braun- oder Off-White Tönen, da sie somit besonders weich und elegant wirken. Ein Cord-Bezug in Beige oder Braun hingegen kann schnell einen unerwünschten Retro-Look hervorrufen – obwohl auch dieser klassische 70ies-Look gerade wieder Aufwind bekommt. Wünscht man sich jedoch ein wenig Farbe auf seinem Bouclé- oder Cord-Möbelstück, sollte man am besten zu modernen Tönen, wie ein pudriges Rosa oder ein abgetöntes Blau, greifen.
DECO-Tipp: Trotz der vorausgehenden Material- und Farbkunde lohnt es sich immer ein größeres Sample zu bestellen, um den Stoffbezug daheim zu verschiedenen Tages- und damit Lichtzeiten wirken zu lassen. Auch halten wir die Abstimmung mit einem Einrichter oder Raumausstatter immer für eine gute Investition ins Wohlgefühl – und ist übrigens die Voraussetzung zum Erwerb der meisten hier genannten Stoffe. Einen Fachmann in Ihrer Nähe finden Sie auf unserer Schwesterseite →deco.de.
Warum Stoffe auch in der Küchenplanung nicht fehlen sollten, lesen Sie →hier!