Wussten Sie, dass in rosa gestrichenen Räume der Blutdruck sinkt? Oder dass ein Hauch Tomaten- und Chillirot unsere Kreativität anregt? Kein Wunder also, dass die Signalfarbe gerade wieder den Ton angibt in der Einrichtung. Welche Nuancen gerade besonders gefragt sind, wie man sich klug mit Rot einrichtet und wo man vorsichtig damit umgehen sollte, erklärt Wohntrendexpertin Erika Mierow im Interview.
Wir sehen in der Einrichtung gerade viele Varianten von Rot. Sie auch?
Ja, Rot ist eine der Farben, die man in diesem Jahr stark wahrgenommen hat. Sie symbolisiert Leben, Energie, Kraft, Stärke und Wärme, um nur einige Attribute zu nennen. Denn jede Rotnuancen erzielt eine unterschiedliche Wirkung. Meist beginnt unser Farbausdruck in der Mode und zieht dann auch in unsere Räume ein, die ja so etwas wie eine „dritte Haut”sind. Das Rot gerade wieder kommt, ist leicht zu erklären: Wir haben die vergangenen zwei Jahre durch die Pandemie sehr isoliert verbracht. Jetzt sind wir wieder draußen und wollen uns auch zeigen!
Welche Nuancen sind es genau?
Ich habe auf den internationalen Einrichtungsmessen – wie dem Salone del Mobile, den 3 Days of Design oder der Maison et Objet – vor allem folgende entdeckt: Tomaten- oder Chillirot, Koralle, dunkles Terra, Burgunder und Rosa in allen Farbschattierungen von Nude bis Pink.
Welche Kombinationen funktionieren gut?
Zum einen natürlich die Kombination untereinander. Besonders schön sind Farbverläufe, um einen harmonischen Übergang in die nächste Farbstufe zu schaffen – gerade bei Textilien. Zum anderen der Mix mit Grau, Orange, Grüntönen, Flieder oder Sand. Bei Materialien wiederum würde ich zu Holz, Messing oder lackierten Oberflächen greifen.
Was macht Rot grundsätzlich mit Räumen?
Das kommt auf die Nuance an. Tomaten- oder Chillirot sollte nur als Akzent und nicht zu häufig verwendet werden. Ein kleiner Farbklecks regt unser Gehirn an und kann die Kreativität fördern, eine ganze Wand hingegen schüchtert ein. Terra wiederrum ist eine Erdfarbe und strahlt Geborgenheit aus. Sie wirkt beruhigend und behaglich. Je dunkler die Nuance, desto sparsamer würde ich sie einsetzen. Das gilt auch für Burgunder – zu viel davon kann wie eine Höhle oder ein Gewölbe wirken und uns bedrücken.
In rosafarbenen Räumen sinkt der Blutdruck und wir beruhigen uns. Daher findet man sogar in einigen Gefängnissen das sogenannte Baker-Miller-Pink, das laut einer Studie des Psychologen Alexander Schauss beruhigend auf die Insassen wirk. Allerdings ist die Studie umstritten, denn denn der Effekt ist nicht von Dauer und eine rosa Wandfarbe kann ebenso „stressen“.
Für wen eignet sich die Farbe nicht?
Das kann man schwer verallgemeinern. Es ist mehr eine Geschmacksfrage und eine der eigenen Persönlicheitsstruktur. Für manche wirkt rot belebend, für andere aufregend und zudringlich. Sie sollten sich fragen: Wie viel Anregung benötige ich und wie viel Beruhigung?
Noch mehr Inspiration zur Trendfarbe finden Sie in →DECO HOME Ausgabe 5/22.