Rote Wände oder Möbel wirken auf den einen warm und gemütlich, andere empfinden sie als bedrückend oder aggressiv. Farbexpertin Anna von Mangoldt verrät Tipps und Tricks, wie und wo man Rottöne am besten einsetzt.
Nicht durch Zufall ist Rot die meist verwendete Farbe für Warn- oder Stoppschilder. Rot leuchtet. Rot fällt auf. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es zur großen Mode im Esszimmer – seitdem hat es in allen Wohnbereichen Karriere gemacht. Ob einladend im Eingang oder Flur, als kräftige Akzentwand oder in Form leuchtender Accessoires und Möbelstücke: Rot feiert sein Comeback!
Ganz einfach ist das Arbeiten mit der Farbe allerdings nicht. Die einen lieben helle Rottöne als „Hingucker“, die anderen beschreiben solche Nuancen als ,„schreiend“ oder gar „aggressiv“. Im Gegensatz zu Weiß-, Beige- oder auch Grau-Blau-Tönen kann man mit Rot nur schwer ein monochromes Farbkonzept erstellen. Doch keine Angst beim Einsatz der Signalfarbe. Unsere Farbexpertin Anna von Mangoldt gibt Tipps für den richtigen Einsatz.
Eine Frage der Kombination
Eine rote Vase, ein Rosenstrauß oder ein rotes Möbelstück – in kleinem Ausmaß verwendet, kann Rot der entscheidende Farbtupfer in einem Konzept sein. Vor allem, wenn ein Raum insgesamt eher ruhig, zum Beispiel in hellen Grau- oder Beigetönen, gehalten ist. Hinzu kommt, dass ein roter Akzent oft als Orientierungshilfe für unser Auge dient.
Umgekehrt kann es isoliert schnell überwältigend wirken. Diesen Effekt kann man mit Beige-, Sand- und Grautönen verhindern. Welche Kombinationen Farbexpertin Anna von Mangoldt noch empfiehlt:
- Erdige Rottöne sind im Mix mit sandigen Gelbnuancen, dezentem Grün und gebrochenen Blautönen unerlässlich für den zur Zeit sehr angesagten Ethno-Look (Hier verraten wir mehr zum Boho Style!)
- Glänzendes Rot mit Schwarz sorgt für asiatisches Flair. Schwarz ist generell eine gute Farbe, um Rot etwas abzumildern – der Effekt allerdings dramatisch.
- Warmes Grau mit warmem Rot kombiniert wirkt zurückhaltend und doch farbenfroh. Es strahlt Wärme und Gemütlichkeit aus und ist dabei dennoch modern
- Die Komplementärfarbe Grün wird häufig in Kombination mit Rot verwendet, ist aber manchmal ein sehr kräftiger Kontrast. Raffinierter und stimmiger wirkt es daher oft, wenn man abgeschwächte Formen wie Türkis oder Aqua mit Orangerot oder Himbeerrot mixt
Der Ton macht’s
Von gelbstichigem, leuchtendem Orange-Rot über Terracotta bis hin zu bläulichen Bordeaux- und Himbeerrottönen. Eine Kombination der unterschiedlichen Nuancen ist jedoch gar nicht so einfach – anders als zum Beispiel bei Blau. Wer innerhalb einer Farbfamilie bleiben möchte, sollte das also im Hinterkopf behalten. Grundsätzlich sollten dabei mindestens drei verschiedene Töne zusammengebracht werden, damit es nach Konzept und nicht nach „knapp daneben“ aussieht.
Mit Hilfe von Bildern, Kissen oder anderen Wohnaccessoires, die verschiedene Rotnuancen enthalten, kann ein harmonischer Übergang verschiedener Rottöne geschaffen werden. So wirkt auch diese Mischung gekonnt und raffiniert.
Rot und Kunst
Rot und Grün (mehr zur grünen Wand gibt’s hier) sind beides beliebte Hintergrundfarben für klassische Kunstwerke. ln der Londoner National Gallery sind beispielsweise einige Ausstellungsräume mit dezenten hellroten Stoffen bespannt. Besonders Landschaftsbilder mit vielen Grüntönen wirken ausdrucksstärker, wenn sie im Hintergrund mit ihrer Komplementärfarbe kombiniert werden.
Herausforderungen und Lösungen
Tagsüber absorbieren gelbliche, leuchtende Rottöne das natürliche Licht gut. Anders verhalten sich bläuliche Rottöne, die ähnlich viel Licht schlucken, wie dunkle Blautöne. Hier sollte man mit künstlicher Beleuchtung nachhelfen und bei der Lichtquelle darauf achten, dass sie warm ist (z.B. Leuchtmittel mit 3000 Kelvin). Abends wirken rote Räume bei subtiler künstlicher Beleuchtung oder Kerzenschein ausgesprochen warm und gemütlich.
Eine weitere Herausforderung ist, dass rote Pigmente empfindlicher sind als andere. Man kennt das Problem von roten Autos, die schneller ausbleichen. So ist es leider auch bei vielen Rottönen. Hinzu kommt, dass leuchtende Rottöne oftmals schlecht decken, bzw. enthalten gut deckende Nuancen normalerweise Weißpigmente, die wiederum die Leuchtkraft reduzieren.
Entweder sollte man sich deshalb bewusst für ein leuchtendes Rot entscheiden – und dieses im Zweifel einmal mehr streichen – oder gleich zu einer gedeckteren Variante mit Weißanteil greifen. Wichtig aber ist: unbedingt auf die Farbqualität achten!