Nicht nur in Krisenzeiten der empfohlene Lifestyle für alle Gestressten: Slow Living sorgt für eine Auszeit aus dem Hamsterrad. Wir erklären den Trend und wie man ihn in den eigenen vier Wänden umsetzt.
Fast, but furious? Die Welt dreht sich immer schneller
Ein Phänomen unserer Zeit ist die Geschwindigkeit. Als müssten wir mit der immer schnelleren Datenübertragung mithalten und die von uns geschaffenen Maschinen sogar noch darin übertrumpfen, immer mehr Dinge gleichzeitig erledigen zu können. Die Zeit läuft uns davon und wir jagen ihr hinterher.
Angesichts der gegenwärtigen Umstände, die uns zwingen mehr Zeit daheim zu verbringen, kann die Krise zumindest gestalterisch als Chance betrachtet werden. Statt: „Ach, hätte, könnte, würde ich“ tritt Ruhe ein, die sich nach der ersten Schockstarre ob der ungewohnten Situation in einen entschleunigten Lifestyle verwandeln kann – Slow Living eben.
Was ist eigentlich Slow Living?
Slow Living ist dabei kein neuer Begriff. Vielmehr entstand dieser Trend bereits in den 1990er Jahren als Gegenbewegung zum Fast-Food-Trend. Doch was macht ihn aus?
Slow Living jagt nicht unseren Wünschen und Vorstellungen hinterher, sondern sieht in der Langsamkeit den Schlüssel zum Glück. In der Entschleunigung unseres Alltags können wir uns und unsere Umgebung wieder bewusster wahrnehmen und auch mal unsere Aufmerksamkeit nur einer Sache widmen. Mehr als ein Wohntrend handelt es sich beim Slow Living somit um eine Lebenshaltung.
Entschleunigtes Wohnen setzt auf ein klares, unaufgeregtes Ambiente, das Körper und Geist gleichermaßen zur Ruhe bringt. Auch wenn sich dieser Trend lediglich auf die wichtigsten Möbel fokussiert, ist es kein absoluter Minimalismus. Stattdessen prägen ihn reduziertes Design mit eindeutiger Funktion, natürliche und sinnliche Materialien dezente Farben, warme Lichtquellen und als nicht ganz unwesentlicher Aspekt – Ordnung.
Die Möbel
Klare, der Funktion angemessene Linienführung und natürliche Materialien geben dem Auge die Möglichkeit ein Möbel problemlos zu erfassen und lassen es ebenso schön wie unaufgeregt wirken. Gleiches gilt auch für Räume. Sind Funktionen klar zugeordnet, entsteht ein harmonischer Gesamteindruck.
Die Materialien
Natürliche Materialien wie Holz, Stein, Textilien und Leder wirken authentisch und schaffen dadurch Vertrauen. „Natürliche Materialien sind sehr wichtig,“ weiß Jo Littlefair, Mitbegründer des Londoner Interiordesign Studios Goddard Littlefair. „Es liegt etwas Vertrauenserweckendes und Schönes in geölten Holzoberflächen, Leder, Wolle oder Seide. Vielleicht ist es die Beziehung zur Natur, die uns an unsere Vergangenheit und Herkunft erinnert. Vielleicht ist es die Zeitlosigkeit und handwerkliche Herstellung. Ich zumindest fühle mich gerade jetzt durch diese taktilen Elemente besonders behaglich.“
Natürlich hat Qualität ihren Preis, doch kommt bewusster Konsum letztendlich nicht unbedingt teurer. Seien Sie also wählerisch! Spannende Oberflächen und Strukturen sorgen für optisch wie haptisch für Abwechslung.
Die Farben
Slow Living lebt von dezenten Farben. Das bedeutet nicht, dass Sie komplett in Off-White, Grau und Beige leben sollen. Natürlich können auch mit intensiveren Tönen Akzente gesetzt werden. Gebrochene Töne halten dabei jedoch das Ambiente in der Balance.
Die Mode hat es schon vorgemacht und uns für lange vernachlässigte Farben wie beispielsweise Curry oder helle bis dunkle Varianten von Altrosa sensibilisiert, die in Form von Kissen oder anderen Accessoires eingesetzt werden können.
Die Beleuchtung
Computerbildschirme und Handydisplay haben ein kaltes Licht. Durch seinen höheren Blauanteil wirkt es anregend. Warmes Licht hingegen wirkt eher beruhigend. „Erlauben Sie Ihrer Beleuchtung mittels Dimmer dem Rhythmus der Tageszeiten zu folgen,“ empfiehlt Anne Beeber, vom New Yorker Interior Design Büro Champalimaud Design. „Verändern Sie so das warme Licht des frühen Morgens in das helle, energetisierende der Tagesmitte und am Abend wieder hin zu einem warmen. Ich empfehle Ihnen auch Ihre Möbel umzustellen und neu zu arrangieren. Indem man eine Lampe umstellt, ein gerahmtes Kunstwerk umhängt oder einfach ein paar Kleinmöbel neu positioniert, kann man bereits Vorhandenes und das eigene Zuhause wieder neu wahrnehmen und wertschätzen. Eine einfache Veränderung kann so ein neues Raumgefühl erzeugen.“
Die Ordnung
Bleibt der Blick stets aufs Neue an ungeöffneter Post oder dem vom Einsturz bedrohten Bücherstapel auf dem Beistelltisch, dem Spielsachenchaos am Boden oder dem Wäschekorb auf der Treppe hängen fällt das Loslassen und Entspannen schwer. Aufräumen, Überflüssiges aussortieren und unnötigen Ballast vermeiden lautet daher die Devise. Denn, wie heißt es so schön: In der Ruhe liegt die Kraft!
Und hier lesen Sie Tipps zur modernen Dekoration mit Pampasgras und alles über den Stofftrend „New Neutrals“.