Kaum eine Farbe hat in den vergangenen Jahren einen derartigen Imagewandel hingelegt: Was vor zehn Jahren noch als kalt oder trist abgekanzelt wurde, ist heute modern, stylisch und universell einsetzbar. Farbexpertin Anna von Mangoldt klärt auf, was bei der Wandgestaltung Grau zu beachten ist.

Die dänische Interiordesignerin Cille Gurt zeigt, wie’s geht! Foto: C. Tonnesen

In der Welt der Graunuancen gibt es unendlich viele Töne und man hat längst erkannt, dass sich Grau nicht nur auf ein Gemisch aus Schwarz und Weiß beschränkt. Gerade seine Vielfalt macht den Ton zu einem so raffinierten Gestaltungsmittel. Im ersten Schritt sollte man nach hellen und dunklen Grautönen, im zweiten nach der Art des Grautons unterscheiden. Hier kommen die Tipps unseres Farbprofis Anna von Mangoldt:

Dunkle Grautöne

Wenn Wänden in dunklem Grau die richtige Beleuchtung fehlt, wirken sie schnell seh düster. Vorteilhaft beleuchtet bekommen sie dagegen einen stilvollen, modernen und – wenn gewünscht – sogar dramatischen Touch. Kombiniert mit kräftigen Farbtönen wie Pink, Rot, einem leuchtenden Blau oder Gelb, erzielt man einen peppig-urbanen Look. Im Zusammenspiel mit hellen Taupe-, Grau- und Silbertönen dagegen wirkt es kühl und elegant.

Interiordesignerin Alison Pickart setzte in ihrer Küche mit dunklem Grau Akzente
Passt gut zur grauen Wandfarbe von Little Greene: Holz und Ocker
Helles Holz lockert dunkelgraue Wände auf. Möbel: Mater
Tapete Zircon von Anthology über Harlequin
Durch ihre zurückhaltende Wirkung eignen sich graue Wände perfekt als Bühne für extravagante Bilder und Möbel. Bild via Jonathan Adler

Dunkle Grautöne eignen sich außerdem hervorragend für Möbel. Zum einen verschmutzen Polsterstoffe in dieser Farbe nicht so schnell, zum anderen lässt sich fast alles dazu kombinieren. Das Gleiche gilt auch für Badezimmerfliesen und Küchenarbeitsplatten. Nicht ohne Grund findet man häufig schieferfarbene Badezimmerböden, –wände oder Arbeitsplatten aus Granit in neu gestalteten Badezimmern und Küchen.

Helle Grautöne

Die meisten Menschen entscheiden sich eher für ein helles Grau, aus Sorge es könnte sonst zu dunkel werden. Pastell- und Weißtöne, natürliche Materialien wie Leinen und verspielte Accessoires bringen schnell einen freundlichen Landhauscharakter. Das gelingt auch, indem man einen grau-gekälkten Fußboden mit Pastell- und Weißtönen kombiniert.

Mit dezentem Flieder-Stich wirkt Grau leicht und Feminin. Wandfarben: „French Grey“ und „Livid " (hintere Wand, links) von Little Greene
Ein durchgezogenes Farbkonzept wirkt harmonisch. Möbel von Neptune
Tapete Granit Layers von Texturae
Erdige Töne und schwarze Accessoires passen perfekt zu Graunuancen. Die Stoffe sind aus der neuen Larsen-Kollektion
Dezentes Schlammgrau über Anna von Mangoldt

 

Mit modernen Möbeln und reduzierter Einrichtung hingegen erinnern hellgraue Zimmer an den beliebten skandinavischen Einrichtungsstil. Räume mit grau-weiß gestreifter Tapete, antiken Möbeln, goldenen oder silbernen Accessoires sehen zeitlos, edel und klassisch aus. Grau kann aber auch einfach eine neutrale Wandfarbe sein, die Kontraste von weißen Wänden, dominanten Fußböden und Möbeln reduziert.

Was gibt es bei den unterschiedlichen Graunuancen zu beachten?

Neben der Helligkeit sollten Sie beim Aussuchen von Grautönen besonders auf die Art des Tones achten: Handelt es sich um ein leicht blaustichiges Grau, ein eher steiniges Erdgrau oder ein warmes Schlammgrau? Diese feinen Nuancen lassen sich besonders gut erkennen, wenn man Farbmuster verschiedener Grautöne nebeneinander legt und vergleicht.

Tapete Tessella von Farrow & Ball

  • Steingrau: Grautöne, die etwas Erdiges, Steiniges haben, werden von den einen als „warm“, von anderen als „dreckig“ empfunden. Je nachdem wie der Rest der Einrichtung aussieht, können beide Aussagen zutreffen. Achten Sie also darauf, ob andere Grautöne oder Farben im Raum sind, die eventuell eine steingraue Wandfarbe dreckig erscheinen lassen.
  • Schlammgrau ist eine besonders beliebte Graunuance. Durch Rot- und Gelbpigmente wirken schlammige Grautöne warm und freundlich. Sie lassen sich vielseitig kombinieren und wer bräunliche, erdige Töne mag, sieht sich an dieser Farbe auch nicht satt. Bei der Wahl dieses Tons aber bitte aufpassen, dass sie zum Fußboden passt! Zu gelblichen Holzdielen harmonieren Schlammtöne weniger gut. Hier eignet sich Steingrau oder kühleres Grau.
  • Kühles Grau: Hier sind Nuancen gemeint, die kühl und oft blaustichig wirken (obwohl sie normalerweise kein Blaupigment enthalten). Grautöne, die wenig bis gar kein Rot oder Gelb enthalten, wirken „sauberer“ und klarer. Diese Graufamilie findet seltener Zuspruch, da in Deutschland immer noch ein großes Bedürfnis nach warmen Wandfarben vorherrscht. Wo kühlere Grautöne harmonisch in ein Farbkonzept eingebunden sind, sehen sie allerdings klar und aussagekräftig aus.

 

Mehr Tipps und kreative Ideen finden Sie in unserer Reihe zur Wandgestaltung: von sanftem Grün über Kanariengelb bis Feuerrot.