Hawaiʻi wird beim Einrichten nur zu gerne mit Blumenprints, Surfboards, nostalgischen Südseeszenen und Ananasmotiven symbolisiert. Doch die wahre Seele hawaiianischen Designs liegt in der tiefen Verbindung zu Natur und Kultur.

The Royal Hawaiian Resort. Bild: Philpotts Interiors

Die Sehnsucht nach dem Südseeparadies Hawaiʻi ist groß – um dem Traum ein bisschen näher zu kommen, holen wir ihn in unsere Realität: mit tropischen Tapeten, exotischen Düften und manchmal auch mit einer Poke Bowl im hawaiianisch eingerichteten Restaurant. Authentisch wird der Stil jedoch erst dann, wenn die Historie und die umliegende Natur in das Interieur integriert werden. Die auf Oʻahu aufgewachsene Designerin Ginger Lunt erklärt, was genau den Look ausmacht. Außerdem geben wir Ihnen Empfehlungen, in welchen Hotels auf Kauaʻi, Oʻahu, Lānaʻi, Maui und Hawaiʻi Island Sie die charakteristischen Stilelemente beim nächsten Besuch sofort wiedererkennen!

 

Tantalus Studio: Interior Design mit Weitblick

Das 1954 erbaute Honolulu Mid-Century Anwesen ist nicht nur das Zuhause von Ginger Lunt, sondern auch das Herzstück des Tantalus Studio. Hoch über Waikīkī, inmitten eines Waldgebiets, gestaltet Ginger Projekte, die vor allem eins symbolisieren: das authentische Hawaiʻi. 

Naturmaterialien und -farben sind das A und O für Design im Aloha State-Style. Bild: Ijfke Ridgley

Welchen Einfluss hat die Natur von Hawaiʻi auf Ihr Interior Design?

Ich bin auf der Insel Oʻahu, aufgewachsen. Vom Ozean und den Bergen umgeben zu sein, hat meine Persönlichkeit und meine Ästhetik für Designprojekte geprägt. Ich verwende natürliche Materialien sowie Stoffe und meine Kunstauswahl bezieht häufig Farben und Themen aus der Umgebung ein. 

Welche Elemente symbolisieren für Sie authentisches hawaiianisches Design?

Eklektische Merkmale – die Geschichte der hawaiianischen Bevölkerung ist ein spannendes Miteinander aus Kulturen und Epochen. Nicht selten ist ein Haushalt mit Rattan-Bambus-Möbeln, antiken japanischen Holzschränken (tansu) und gewebten Lauhala-Matten aus den Blättern der Hala-Bäume ausgestattet. Typisch ist auch das puneʻe. Ein Tagesbett, beispielsweise aus dem einheimischen koa-Holz, auf dem man sich nach dem Wandern oder Surfen  ausruht. Alles zusammen ergibt einen entspannten Mix, der den Hawaiʻi-Lifestyle ausmacht und Draußen und Drinnen verbindet.

„Die meisten Kunden unterstützen lokale Geschäfte und Künstler in der Gemeinde“

Wonach sehnen sich Ihren Kunden am meisten, wenn sie ein Haus einrichten lassen?

Sie möchten Hawaiʻi in ihrem Zuhause sehen und spüren. Hin und wieder kommen dabei Gedanken an Stereotype wie Hula-Mädchen und Tiki-Bars auf. In dem Zuge versuche ich, meine Kunden von authentischen Elementen zu überzeugen. So können beispielsweise die Themen Surfen und Outrigger Canoes durch die Arbeiten von einheimischen (Holz-)Künstlern dekorativ umgesetzt werden. Dem Klima und aktiven Lebensstil ist der Wunsch nach Haltbarkeit geschuldet. Die Materialien und Textilien müssen langlebig sein.                                        

Das Tantalus Studio ist über den gleichnamigen Drive erreichbar. Dass das tropische Waldgebiet nur wenige Kilometer vom bekannten Waikīkī Beach entfernt liegt, zeigt die Vielfalt der Insel. Bild: Mariko Reed
Bild: Mariko Reed
Bild: Mariko Reed

5 Inseln, 5 Hotels – High Five fürs Design

Insgesamt sechs der acht hawaiianischen Inseln sind touristisch erschlossen. Fünf davon, von Nord nach Süd, und jeweils ein Hotel haben wir als Beispiel für Design à la Hawaiʻi ausgewählt:

Kauaʻi: Design trifft im Timbers Kauaʻi ins Blaue

Die Garteninsel hält, was ihr Name verspricht. Joni Vanderslice von der J. Banks Design Group bestätigt, dass der Designfokus im Timbers Kauaʻi darauf liegt, die Lage inmitten tropischer Natur, umgeben vom Pazifik, zu akzentuieren.

„,Außerdem verwenden wir Elemente, die eine Hommage an einheimische Pflanzen, natürliche Farbwelten und das lokale Erbe sind.“

Neben dem Hotelbetrieb werden auch Aufenthalte in Residenzen angeboten. Die „Kaiholo“-Einheiten sind so konzipiert, dass der Übergang von innen nach außen fließend wird. Sowohl durch die natürlichen blauen und cremigen Farbwelten als auch durch Materialien wie Marmor, Naturstein und Holz. Kaiholo bedeutet übersetzt die Bewegung des Ozeans – und der beginnt direkt an der Veranda.

Bild: Timbers Kauaʻi at Hōkūala
Bild: Timbers Kauaʻi at Hōkūala
Bild: Timbers Kauaʻi at Hōkūala

Oʻahu: Nostalgie im modernen Gewand des The Royal Hawaiian Resort

Auf der bekanntesten Insel des Archipels befindet sich die Hauptstadt Honolulu. Das zweitälteste Hotel am legendären Waikīkī Beach (erbaut 1927) ist das The Royal Hawaiian Resort – auch bekannt als „Pink Lady“ oder „Pink Palace“. Das Team von Philpotts Interiors hat bei der Renovierung der Grande Dame eine Brücke zwischen alt und neu geschlagen. Ohne Kitsch-Charakter wurden regionale Markenzeichen wie die Ananas (das Symbol für Gastfreundschaft), Kunst mit Naturthemen und Originalskizzen des Hotels integriert. 

Bild: The Royal Hawaiian Resort
Bild: The Royal Hawaiian Resort
Bild: The Royal Hawaiian Resort

„Wir haben das Renovierungsprojekt mit dem Ansatz, ein echtes Gefühl für den Ort zu bekommen, umgesetzt.“

Dort, wo heute das Hotel steht, befand sich einst das Zuhause von King Kamehameha. Bild: Philpotts Interiors

Lānaʻi: Garten Eden im Four Seasons Resort

Pflanzen – als üppiges Arrangement im Hotel, in Form von ‚lei‘ (Blumenketten) für Mitarbeiter und Gäste oder als Naturkosmetik – spielen in jedem hawaiianischen Hotel eine bedeutende Rolle. Im Four Seasons Resort Lāna’i kümmert sich Robert Woodman, Director of Landscaping, um die fünf Hektar umfassende Landschaftsarchitektur mit botanischem Garten. Mehr als 700 Baum-, Strauch und Pflanzenarten, darunter auch zahlreiche endemische Exemplare, verwandeln die Anlage in einen tropischen Garten Eden. 

Maui: Nuss-Symbolik im Kāʻanapali Beach Hotel

Das Öl der Kukuinuss diente ursprünglich als Leuchtmittel, wurde aber auch im medizinischen Bereich verwendet. In vielen Hotels erhalten Gäste zur Begrüßung Kukuinussketten, im Kāʻanapali Beach Hotel werden diese jedoch mit einem Ritual zur Verabschiedung überreicht. Ein Beweis für ihre große Symbolkraft sind die Kopfteile in den neu renovierten Premium-Zimmern. Die vierteilige Diamantenform steht für vier Kukui, die Anordnung in Reihen referiert, ebenso wie die Zahl Vier, auf polynesischen Traditionen. Die Zierdecken gleichen Stoffen, die Frauen der Inseln Niʻihau und Kauaʻi aus Zypergras webten.

Hawaiʻi Island: Aus Holz wird Kunst im Fairmont Orchid

Koa bedeutet stark und kämpferisch – und das ist der bis zu 25 Meter hohe, endemische Baum in der Tat. Aus seinem Stamm sind Speere, Kanus, Surfbretter und Ukulelen entstanden. Heutzutage wird das Holz auch für Möbel und Accessoires verwendet. Überall im Fairmont Orchid finden sich zahlreiche Holzarbeiten, besonders auffällige Stücke zieren das Binchotan Restaurant, das 2019 nach den Entwürfen von Roger Gagon eröffnet wurde. Der auf Maui lebende Designer lässt sich von der Natur, ihren Formen, Materialien und Farben sowie von traditionellen Mustern inspirieren. 

Welche anderen internationalen Hotels besondere Design- und lokale Stilelemente aufweisen, können Sie →hier nachlesen.