Charlotte Thorhauge Bech ist Kreativdirektorin bei Blomus. Hier erzählt die Dänin, wie sie das sauerländische Designlabel fit für die Zukunft macht.

Blomus heißt das Familienunternehmen erst seit dem Jahr 2000. Seine Geburtsstunde war 1921. Damals stellte man noch Fahrradteile her. Ab 1961 dann Geschenk- und Designartikel aus Kupfer, Messing, Zinn und Edelstahl. Heute wird die Firma in vierter Generation von Willo Blome geführt. Der holte Charlotte Thorhauge Bech mit dem dringenden Wunsch, das Sortiment dem Zeitgeist anzupassen und so das Erbe seiner Vorfahren zukunftsfähig zu machen.

Sie sind jetzt seit fünf Jahren bei Blomus. Was hat sich seit deinem Einstieg verändert?

Als ich kam, war Blomus auf Designartikel aus Edelstahl ausgerichtet, was in der Zeit fantastisch war. Aber Marken müssen mit der Zeit gehen. Also war ein Kurswechsel angesagt. Den Minimalismus habe ich beibehalten. Aber er ist heute von mehr Atmosphäre umgeben. Also haben meine Kollegen und ich Blomus zu einer Lifestyle Marke gemacht. Zu einem Lebensgefühl. Wer unsere Handschrift mag, findet sie in verschiedenen Produktwelten. Von Tableware, Wohn-, Bad- und Küchenaccessoires über Leuchten bis hin zu Outdoormöbeln. Nach und nach erschließen wir weitere Bereiche.

Und wie sieht die neue Handschrift genau aus?

Femininer, moderner, würde ich sagen. Die Produkte sind taktiler und weicher. Edelstahl ist hart und metallisch – jetzt haben wir auch griffigere Materialien wie Holz, matte Keramik, geriffeltes Glas, Kunststoff oder Textiles im Programm. Auch die Formen muten softer an. Wir wollen nicht modisch sein. Es ist uns wichtig, das richtige Design zu finden, eines, an dem man sich nicht übersieht. Dafür nehmen wir uns viel Zeit. Auch das ist Teil unserer DNA.

Die Leute verlegen inzwischen ihr Wohnzimmer auf die Terrasse oder in den Garten. Warum ist dieser Trend so stark gewachsen?

Eine Zeit lang haben wir uns sehr darauf konzentriert, es uns in unseren Häusern schön zu machen. Jetzt, da alle Räume gemütlich sind, richten wir den Blick nach draußen. Parallel kam die Entwicklung von Materialien, vor allem von Textilien, die wetterfest sind. Früher musste man die Möbel oder zumindest die Auflagen immer reinholen. Viele hatten gar nicht den Platz dafür. Die neuen technischen Gewebe eröffnen ganz andere Möglichkeiten. Und inzwischen ist auch die Preisgestaltung demokratischer. Man bezahlt für ein Outdoor Sofa nicht mehr dasselbe wie für ein Indoor Sofa.

Kann man am Stil eines Outdoor Möbels eigentlich ablesen, aus welchem Land die Designer kommen. Also beispielsweise aus dem Süden, wo die Menschen viel selbstverständlicher mit dem Draußen sein aufwachsen?

Ja, die Menschen aus dem Süden haben tatsächlich ein ganz anderes Verhältnis zum Outdoor-Living. Sie gehen vielleicht etwas unbekümmerter an das Design heran. Die beiden jungen Spanier Clara del Portillo und Alex Selma von Yonoh etwa boten uns einen gelb-weiß gestreiften Soff für Outdoor-Sitzer an. Sie haben eben die Sonne im Gemüt.

Wird der Stoff so kommen?

Nein. Er sieht zwar klasse aus. Aber wir kombinieren die Leichtigkeit ihres Designs mit unserer dezenten Farbwelt, die überall gut hinpasst und der Natur nicht die Show stiehlt. Wir wollen ja auch unserem „Mix and Match“-Prinzip treu bleiben.

Und was tut Blomus in Sachen Nachhaltigkeit?

Alles, was uns möglich ist. Die Styroporkugeln im unseren Outdoor-Möbeln zum Beispiel sind Made in Germany und nach strengen Richtlinien auf Schadstoffe getestet. Die Füllungen von „Grow“ sind aus recyceltem Schaumstoff von Matratzen – also Upcycling. Auch werden die Elemente vakuumverpackt und lassen sich darum platzsparend transportieren. Und die Textilien tragen das OEKO-TEX® Label.

Wie blicken Sie zurück auf die letzten fünf Jahre und was ist ein Wunsch für die Zukunft?

Es war eine fantastische Reise bis jetzt und die Zeit ist rasend schnell vergangen. Willo und ich haben eine tolle Zusammenarbeit etabliert. Für ihn war es nicht immer einfach, wenn ich darauf bestanden habe, Sachen aus der Kollektion zu nehmen. Wir haben auch gestritten. Aber nur, um die Marke voranzutreiben. Dabei konnten wir gut lernen, einander zu verstehen. Inzwischen klappt das super! Es ist sehr spannend für mich, als Dänin in einem deutschen Unternehmen zu arbeiten. Dieser Mix der Kulturen. Skandinavische Ästhetik gepaart mit dem hohen deutschen Qualitätsanspruch – das gefällt mir. Für die Zukunft gibt es viel zu tun. Jetzt fokussieren wir uns auf Outdoor, aber wir gehen auch wieder nach drinnen – mit größeren Möbeln. Ich wünsche mir, dass die Marke weiter wächst und dass wir den eingeschlagenen Weg auch gemeinsam beibehalten können.

www.blomus.com

Interview: Ulrike Wilhelmi