Ein Rückzugsort zwischen zeitgenössischem Design, Kunstwerken und Souvenirs aus aller Welt. Das war es, was der staatenlose Diplomat Alfonso Tagliaferri so sehnsüchtig suchte – und in einem Gebäude in Rom aus dem 20. Jahrhundert fand, das er vom Architekturstudio 02A umgestalten ließ.

Im eleganten Stadtteil Flaminio in Rom, nur wenige Schritte vom MAXXI-Museum und der Nationalgalerie für moderne Kunst entfernt, hat das aufstrebende Architektur- und Innenarchitekturbüro 02A das Innere einer 130 m² großen Wohnung im Erdgeschoss eines noblen Hauses aus dem frühen 20. Jahrhundert von Grund auf redesignt.

Zwischen dem Grün des Ostufers am Tiber und der städtischen Vegetation der Parioli-Berge gelegen, liegt das Apartment auf einer freien Fläche, das dank eines großzügigen Gartens nach außen hin offen ist. Der Käufer, Diplomat Alfonso Tagliaferri, verliebte sich auf den ersten Blick in das Anwesen mit dem tollen Ausblick. Der perfekte Ort für sein erstes privates Zuhause, in das er nach jeder Mission freudig zurückkehren würde.

„Der Kunde hat uns die Möglichkeit gegeben, über das Konzept des Zuhauses als Ort der Zugehörigkeit nachzudenken. Besonders, weil es nicht täglich bewohnt wird. Die mentale Konstruktion des Projekts war eine Reise in sein Gedächtnis und seine Sehnsüchte, geprägt durch einen konstanten und freien Dialog. Immer auf der Suche nach nützlichen Spuren, um einen Faden zu finden. Jede Wahl, jede Verbindung und jede Abschweifung ließ sich als Erfahrungswert in Architektur übersetzen“,  so Marco Rulli von Studio 02A.

Heute spiegeln die Räume der Wohnung die neue Nutzung wider: Sie ist nicht mehr das Zuhause einer bürgerlichen Familie, sondern die Residenz eines Diplomaten mit ganz anderen sozialen Rhythmen und Bedürfnissen.

 
 
 
 

Willkommen im Spiegelkabinett!

Im Inneren findet man Relikte und Kunsthandwerk aus vielen Ländern, darunter Südafrika und die Philippinen. Das Hauptaugenmerk liegt aber auf dem Schlafbereich, einem großen Raum, der als Suite konzipiert ist. Highlight ist das offene Badezimmer, das sich durch eine quader-förmige Spiegelfläche auszeichnet. Sie erweitert bildlich die häusliche Landschaft und multipliziert das natürliche Licht.

Die Küche wird durch weiße und ockergelbe Oberschränke lebendig, die die dekorativen Motive des Kiesbodens und der gebürsteten Granitoberflächen der Arbeitsplatte ergänzen. Auf den Tellern der Spülküche ist ein Satz in Esperanto eingraviert:

„Noblas tiu, kiu staras signature en siaj ideoj, sed noblas eĉ pli tiu, kiu kapablas ilin ŝanĝi.“ – Edel ist der, der fest in seinen Ideen steht, aber noch edler ist der, der sie zu ändern vermag.

 
 
 
 

Wo Pflanzen, Kunst und zeitgenössisches Design ein Zuhause finden

Ein restaurierter massiver Eichenparkettboden ist die optimale Basis für das eklektische Wohnzimmer. Hier interagieren französische Art Deco-Sessel aus den 1940er Jahren mit einer antiken venezianischen Laterne und Fotografien an den Wänden. Natürliches Licht erhellt den Raum und verweist auf die Öffnung der Fenstertür zum großen Privatgarten, der mit Liegestühlen, üppigen Monstera Deliciosa und dem Schatten einer großen Palme ausgestattet ist.

Ein gewölbter Durchgang mit einem maßgefertigten Bücherregal führt zu einem kleineren Essbereich. Hier bilden neutrale Töne an den Wänden einen tollen Hintergrund für die antiken Möbel und Kunstwerke der Familie. Währenddessen ruht die Pendelleuchte von Luceplan auf einem Glastisch mit Vintage-Stühlen aus den 50er Jahren und schafft so eine Verbindung zwischen Antike, Moderne und Zeitgenössischem.

Ein Konzept, das immer Raum für mehr lässt

Eine geschwungene Wand markiert den Eingang zum privatesten Bereich des Hauses. Das Badezimmer gleicht mit seiner aufgehängten Keramikwanne und den schwarzen Marmoroberflächen einem Kuriositätenkabinett. Verziert mit der Tapete Palm Jungle von Cole & Son, den gewundenen Formen von Muscheln und handgefertigten Wiener Strohleuchtern lenkt es die Blicke in allerlei Richtungen.

„Wir haben versucht, mit dem Konzept der Zeit zu spielen. Wir wollten kein fertiges Haus, sondern waren daran interessiert, dem Unfertigen, dem Unvollkommenen, das die vitale Kraft der Neugierde enthält, Raum zu geben,“ erklären die Architekten.

Letztendlich verewigt sich das Studio 02A im Haus des Diplomaten mit einer eleganten Renovierung, bei der zeitgenössisches Design, Kunst und Reiseschätze mit natürlichen Materialien und kräftigen Farben verschmelzen. Das üppige Grün der Zimmerpflanzen umhüllt alles und bereichert die Umgebung, indem es einen offenen und zugleich intimen Raum für diejenigen schafft, die wie der Eigentümer in seinem Haus als Weltbürger lebt.

Fotos: Serena Eller

Text: Sabrina Holland