Bereits zum zweiten Mal tut sich der Shop für funktionale Alltagsgegenstände mit der schwedischen Designerin für eine Home-Kollektion zusammen und gestaltet eine Reihe Keramikstücke und Textilien. Uns erzählt Carina Seth Andersson mehr über den kreativen Entstehungsprozess und die Kunst, ein harmonisches Zuhause zu gestalten.

Carina Seth Andersson hat es sich zur Aufgabe gemacht, schöne Gebrauchsgegenstände mit perfekt ausgeglichenen Proportionen zu erschaffen. Mit einer kleinen Studioproduktion von Glas und Keramik sowie mit Aufträgen für Hersteller wie Svenskt Tenn, Iittala und Marimekko möchte die Schwedin die traditionelle Hierarchie von Kunst, Handwerk und Massenproduktion überwinden. Sie betrachtet ihre Materialien als lebendig und organisch, weswegen es menschlicher Hände und Sinne bedarf, sie aus der flüssigen in die feste Form zu wandeln – selbst bei industrieller Fertigung. Gegenstände aus Glas oder Keramik werden ihrer Meinung nach niemals eine einheitliche Form aufweisen, sondern immer leicht variieren und die Arbeit von Hand und das Handwerk widerspiegeln.

Das Atelier liegt im Keramikzentrum Gustavsberg im Stockholmer Schärengarten. Carinas Produkte wurden in Galerien in New York, Paris, Mailand und Tokio ausgestellt, und ihre Stücke sind Teil der ständigen Sammlungen des Victoria and Albert Museum in London, des Stedelijk Museum in Amsterdam und des Designmuseum Danmark in Kopenhagen. Für ihre erste ARKET-Kollektion im Jahr 2017 entwarf Carina Seth Andersson eine Serie mit Schüsseln und Tellern aus glasiertem Ton. Im Frühjahr 2022 wurden einige dieser Teile aufgegriffen und zusammen mit neuen Originaldesigns wieder eingeführt. Ein charakteristischer Ausgießer zieht sich wie ein roter Faden durch verschiedene Designs. Die Größe des Ausgießers ist in Schüsseln unterschiedlicher Formen und Maße immer gleich, aber die Proportionen ändern sich, wodurch  jeder Gegenstand eine einzigartige Ausprägung erfährt.

Carina, wie lange dauert der Prozess der Entstehung eines neuen Objekts?

„Das ist so unterschiedlich – aber ich bin definitiv ein Langsam-Starter und nehme mir zu Beginn immer sehr viel Zeit. Diese Zeit ist rückblickend betrachtet aber oft die Wichtigste. Hier formen sich die Grundgerüste, Ideen und Materialien zu einer fixen Konstruktion. Etwas, das man hinterher anfassen kann. Ich würde sagen von Beginn bis zum fertigen Produkt dauert das in der Regel zwei Jahre.“

Würdest du sagen, deine Designs füllen eine Art von Leere im Zuhause ihres Käufers?

„Ganz und gar nicht. Ich sehe es eher so, dass alle Gegenstände und auch das Mobiliar erst in ihrem Zusammenspiel ein harmonisches Zuhause schaffen. Jedes Piece trägt dazu seinen ganz eigenen Teil bei.“

Was ist wichtiger – Funktionalität, Minimalismus oder Details?

„Nichts oder Alles. Alles dreht sich um die Darstellung und das Gefühl für die Materialien. Manche verlangen regelrecht die Einfachheit von mir und brauchen keine Details um zur Geltung zu kommen. Um Funktionalität lässt sich streiten – ich sehe mich allerdings gleichermaßen in der Gestalterin von Kunst, als auch in der Designerin von Gebrauchsgegenständen. Doch ich versuche, die richtige Schnittmenge zu finden.“

 
 
 

Wie würdest du deinen persönlichen Stil beschreiben?

„Ich weiß nicht mal, ob ich wirklich einen speziellen Stil habe. Meistens lasse ich mich von Hingucker-Teilen schnell überzeugen, die ich gerne mit Altem aus meinem Kleiderschrank mixe. Die Kombi aus alt und neu, schön und hässlich, hat es mir angetan. Was ich aber gar nicht mag sind florale Prints oder zu feminine Schnitte – ich würde mich eher in die androgyne Schublade legen. Dort fühle ich mich wohl!“

Definitiv! Diesen Look findet man auch in deinen Objekten wieder. Ab wann wusstest du, dass Designerin zu sein deine Erfüllung ist? Und wie fängt man an, wie ein Designer zu denken?

„Das ist eine schwierige Frage! Ich habe schon immer mit kreativen Dingen gearbeitet, als Handwerker oder Designer. Vielleicht als ich im Alter von 19 Jahren mit dem Glasblasen begann. Ich muss sagen, dass ich keine Ahnung habe, wie andere Designer denken, ich mache es einfach auf meine eigene Art.“

Noch eine aktuelle, bewegende Frage: Beeinflussen gesellschaftliche Ereignisse wie Krieg oder eine Pandemie Ihre Art zu gestalten?

„Natürlich! Vielleicht nicht in einer Art, die man hinterher in meinen Produkten sehen kann … aber für mich ist es sehr viel schwieriger, mich auf meine Arbeit zu fokussieren und zu konzentrieren. Es hemmt mich im kreativen Schaffensprozess.“

Die Kollektion von ARKET und Carina Seth Andersson ist online und im Store erhältlich.

Text: Sabrina Holland