Einheitlich ist an Marmor wenig – er kommt in den verschiedensten Schattierungen, Strukturen und Härtegraden vor. Doch eine Gemeinsamkeit verbindet das metamorphose Gestein aktuell auffällig häufig: Seine Präsenz als farbiger Marmortisch. Wie diese Farben entstehen und Marmor heute abgebaut wird, erklären wir hier. Plus: aktuelle Lieblingsdesigns.
Klassisches Material, gefragtes It-Piece
Dass Marmor das Interieur signifikant aufwertet, wussten schon die Römer und Griechen. Skulpturen und Statuen, Tempel und Paläste wurden in weißem und farbigen Kalkstein angefertigt und spiegelten Wohlstand wider. Heute wird er neu interpretiert: So wird das kühle Weiß nun durch warme Ästhetik ersetzt, intensive Farbkontraste rücken mutig in den Vordergrund.
„Der Kontrast und die Farbigkeit von Naturstein sind ein Naturwunder,“ Architektin und Interiordesignerin Ester Bruzkus.
Materialkunde: Was ist eigentlich Marmor?
Marmor ist ein Naturstein organischen Ursprungs, der sich durch Druck und Hitze im Erdinneren im Laufe von Millionen von Jahren von Kalkstein zu Marmor verwandelte. Umgangssprachlich definiert man Marmor als dekorative und polierbare Kalksteine – genau genommen müssen diese aber mindestens zu 50 Prozent aus den Mineralien Calzit, Aragonit oder Dolomit bestehen. Im Vergleich ist Marmor etwas heller, härter und dichter als Kalkstein. Abhängig von der nachgefragten Marmorqualität und -farbe fällt die Entscheidung auf ein bestimmtes Abbaugebiet. Marmorbrüche kommen in zahlreichen Regionen vor, unter anderem in Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, Belgien, Griechenland, Spanien und Portugal. Über die europäischen Grenzen hinaus gibt es Marmorvorkommen in der Türkei, im Iran, in Indien und China.
Wie entstehen die unterschiedlichen Marmorfarben?
Calacatta Marmor (weiß), Giallo Reale (gelb), Rosso Levanto (rot), Verde Guatemala (grün) – die Bezeichnungen für farbigen Marmor sind vielfältig und klangvoll. Welche Optik Marmor hat, ist das Ergebnis der Naturgewalten: Kalkhaltige Ablagerungen wurden durch tektonische Bewegungen in verschiedene Erdschichten gedrängt. Im Fall von Carrara Marmor passierte dieser Vorgang vor rund 30 Millionen Jahren, als das Aufeinandertreffen der afrikanischen und europäischen Kontinentalplatte die apuanischen Alpen formte. Diese Marmorart zeichnet sich durch ihre strahlend weiße Optik aus. Je weniger tief der Kalkstein unter der Erde liegt, umso farbenfroher ist er: In Portugal gibt es beispielsweise große Vorkommen an rosa marmoriertem Gestein. Aber auch schwarzer, grauer, gelber, rot-bräunlicher und grüner Marmor sind, je nach Gebiet, natürliche Rohstoffe, die ihre Farbe durch unterschiedliche stoffliche Beimengung erhalten haben. Sicher ist: Jedes Stück ist ein Unikat.
Wie wird Marmor abgebaut?
Nach wie vor, damals wie heute unter schwierigsten Bedingungen. Was früher Sklavenarbeit war, wurde im Laufe der Jahrhunderte mit verschiedenen, häufig riskanten und wenig profitablen Methoden vorangetrieben. Vom Abbruch durch Eisenkeile bis hin zu Sprengungen – die Kreativität kannte nur wenig Grenzen. Erst als in den 1980er Jahren mithilfe von diamantbesetzten Stahlseilen Blöcke aus dem Gestein „geschnitten“, mit laserstrahlgesteuerten Maschinen weiterbearbeitet und dank schweren Geräts transportiert werden konnten, verdient der Abbau von Marmor die Bezeichnung „Prozess“. Dass dieser weiterhin gefährlich ist, steht außer Frage.
Wofür wird Marmor noch eingesetzt?
Der Naturstein erfreut sich in vielen Bereichen großer Beliebtheit – von der Fliese über die Fensterbank bis zum Küchenblock, aber auch im Außenbereich. Doch der Einsatz des Gesteins hört nicht beim Marmortisch oder Waschbecken auf. Als Schleifmittel und, in ganz feiner Beimischung, als Inhaltsstoff von Zahnpasta und Kalziumtabletten, findet er ebenfalls Verwendung. Wir mögen ihn selbstverständlich am allerliebsten in Verbindung mit Interiordesignprojekten!
Weitere Tischinspirationen, speziell zum Thema Glas, finden Sie →hier