Seit fast 100 Jahren prägt er das Geschehen im Jardin du Luxembourg und bietet Einheimischen wie Besuchern eine gern angenommene Möglichkeit zur Rast. Mittlerweile kann man sich auch im eigenen Garten wie mitten in Paris fühlen. Hommage an einen (Sommer-)Stuhl.

Es mutet an wie die französische Variante der Reise nach Jerusalem. Der fröhliche Kampf um einen freien Platz. Gespielt täglich unzählige Male im 6. Arrondissement von Paris. Wer schon einmal bei schönem Wetter Zeit im Jardin du Luxembourg verbracht hat, der weiß, wovon die Rede ist. Denn da steht er, der salbeigrüne Stuhl aus Eisen – mal mit, mal ohne Armlehne. Hunderte, und trotzdem ist es oft nicht leicht, ein Plätzchen zu ergattern. Es heißt: Jeder, der den Park auch nur durchqueren möchte, findet sich am Ende doch auf einem der Stühle wieder.

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Die Stadtverwaltung gab sie 1923 in den eigenen Werkstätten in Auftrag, um den Parisern den Aufenthalt in der öffentlichen Grünanlage möglichst angenehm zu gestalten. Der Plan war genial und seine Erfolgsgeschichte dauert bis heute an. Ein Möbel, das eine ganze Metropole zum genussvollen Halt ermuntert. Und da sitzen sie: Geschäftsmänner und -frauen mit ihrer Lunchbox, Kindermädchen mit ihren Schützlingen, Studenten von der nahe gelegenen Sorbonne, Rentner, Touristen, Verliebte, am Wochenende Familien mit Picknickkörben. Der Garten und die nach ihm benannten Stühle spiegeln die Lebenslust der französischen Metropole wie kaum ein anderer Ort.

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Bis 1974 musste sogar für ihre Nutzung bezahlt werden. 1990 allerdings befand sich die Parkbestuhlung nach 67 Jahren unter freiem Himmel und trotz regelmäßiger Instandsetzungsmaßnahmen in einem Zustand, der offiziellen Handlungsbedarf erforderte. Die Ausschreibung entschied der französische Metallmöbelhersteller Fermob für sich – unter strengen Auflagen: kein Re-design, sondern das Original doubeln, bitte!

Bis ins Detail hielten sich die Produktentwickler an den ursprünglichen Entwurf, weshalb Fermob bis heute städtischer Gartenmöbellieferant von Paris sein darf. 2004 dann der Sprung ins 21. Jahrhundert, verbunden mit dem Auszug in die weite Welt. Zusammen mit dem Gestalter Frédéric Sofia entstand dann doch ein moderates Redesign mit neuen, komfortableren Maßen und aus pulverbeschichtetem Aluminium, was im besten Sinn Gewicht kostete. In einem Punkt jedoch wurde die Biografie des „Luxembourg“-Stuhls berücksichtigt: Statt ausschließlich in Grün gibt es ihn nun in vielen verschiedenen Farben. So bunt wie die Menschen, die in fast 100 Jahren auf ihm Platz genommen haben.