Nach langer Suche kaufte Designerin Serena Confalonieri ein Loft im Mailänder Stadtteil Lambrate. Im Gespräch verrät die ungewöhnliche Gestalterin, wie man zum eigenen Stil findet, was sie ästhetisch langweilt und ob ihre Wohnung genauso überraschend ist wie die meisten ihrer Designs.
Wir haben recherchiert: „serenamente“ ist das italienische Wort für „heiter“. Es gäbe kaum treffendere Adjektive für Serena Confalonieris Entwürfe, die immer farbenfroh sind, meistens wiedererkennbar und doch auffallend anders. Als wir die Mailänderin in einem Straßencafé trafen, gaben Motoren und Bauarbeiten die Background-Melodie. Sie nahm es serenamente und erwies sich als starke Persönlichkeit mit zarter Stimme. Das hatte sie zu sagen.
Sie haben eine recht klare Handschrift. Gab es einen bestimmten Punkt, an dem Sie zu Ihrem Stil gefunden haben?
Serena Confalonieri: Natürlich probiert man als junger Designer vieles aus. Aber das kam, denke ich, schon mit meinem ersten Projekt: ein Teppich für Nodus mit einem Blumenbouquet, das an die niederländischen Alten Meister erinnerte. Ich mochte alles an diesem Auftrag. Die Bilder und die Idee, Kunst in Form von Teppichen in einen Raum zu bringen. Da wurde mir klar: Okay, wenn ich etwas mag, dann fällt es mir leicht, mein Design daraus zu machen, meinen Geschmack einzubringen.
Kann das für jeden funktionieren?
Serena Confalonieri: Ich denke schon. Zuallererst sollte man wohl seinem Geschmack vertrauen. Wenn man etwas kauft, nur weil man es in einem Magazin oder wo auch immer gesehen hat, wird es definitiv nicht klappen. Also ist Selbstvertrauen wichtig. Das muss keinem nachvollziehbaren Stil oder Trend folgen. Sie müssen nicht in Pink und Terrakotta und Beige wohnen. Haben Sie keine Angst, Dinge zu mischen, versuchen Sie auch mal, spielerisch mit ihnen umzugehen. Wenn Sie also Grün oder Blau einbringen wollen, dann ist das okay. So kann man Schritt für Schritt zum eigenen Stil finden.
Wie definitiv ist Ihrer?
Serena Confalonieri: Ich mag es, mich in Dinge zu werfen, von denen ich gar nicht weiß, ob sie funktionieren. Man kann schon seinen Signature-Style haben, aber ich versuche auch ständig, mich zu verändern. Weil ich selbst von Künstlern und Designern gelangweilt bin, die super viel Output haben. Man schaut ein Stück an und denkt: Oh, schon wieder? Das ist das Schlechteste, das man als Gestalter tun kann. Zu denken: Die Leute mögen, was ich mache. Und sich dann darauf auszuruhen. Manchmal funktioniert eine Idee nicht und doch ist es wichtig, Neues zu wagen, finde ich.
Was langweilt Sie noch im Design?
Serena Confalonieri: Alle drei bis vier Jahre gibt es Farben, die man verwenden muss, weil sie eben gerade funktionieren und man sicher sein kann, dass Entwürfe damit ankommen und veröffentlicht werden. Diese Zwänge mag ich einfach nicht. Wir hatten Pink, wir hatten Terrakotta, jetzt ist es dieses Violett. Das ist auch schon fast wieder verschwunden. Dafür kommt immer mehr Orange, Burgunder – warme Farben. Ich mag ja intensives Grün sehr gerne, aber im Möbeldesign scheint es nie der Moment dafür zu sein. Ich versuche es immer wieder. Es ist okay für die Shootings, aber die Companys sagen, es verkauft sich nicht. Das wissen wir ja alle, am Ende wird die Couch greige oder beige. Deswegen sage ich immer: Seien Sie ruhig mutig, man kann doch alles auch wieder ändern!
Welche Farbe entspricht Ihrer Persönlichkeit?
Serena Confalonieri: Grün, wirklich Grün. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht weil ich rothaarig bin und meine Mutter mich deswegen viel in Grün gekleidet hat. Sie fand wohl, das passt zu mir. Ich habe auch grüne Augen. Außerdem finde ich es einfach total entspannend, es erweitert den Geist.
Ist Ihr eigenes Zuhause so gewagt, wie man es vermuten würde?
Serena Confalonieri: Es ist gewagt, aber nicht sehr. Und sehr voll und chaotisch (lacht). Ich habe endlich eine eigene Wohnung. Die Recherche hat Jahre gedauert, weil die Preise hier in Mailand verrückt sind. Also habe ich ein Loft in Lambrate etwas außerhalb gekauft. Es ist gewagt im Sinne der Farben und der Möbel. Die Architektur ist eben, wie sie ist – ein offener Raum. Ich habe eine Art Bauhaus-Farbpalette gewählt, oben ist die Decke grün, dazu einige Wände in Rosa. Im Mezzanin wiederum trägt die Decke helles Blau zu gelben Wänden. Die Farben sollen Akzente sein.
Fotos: Beppe Brancato
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