Aller guten Dinge sind drei – das trifft bei Interiordesignerin Nikola Bacher ganz besonders auf Farben zu. Und die dürfen ruhig auch im Flur, dem wohl meist unterschätzten Raum, mutig eingesetzt werden. Warum für die Münchner Einrichterin bei der Lebensraumgestaltung nicht nur Harmonie, sondern auch „Störfaktoren“ willkommen sind, erzählt sie im Interview.

Die Projekte von Nikola Bacher basieren auf persönlichem Design und dem nachhaltigen Umgang mit Dingen. Foto: Anna Duschl Fotografie

Frau Bacher, wie würden Sie selber Ihren Stil beschreiben?

Eklektisch trifft es wohl am besten. Ich liebe Farben, Muster und verschiedene Formen. Ein Zusammenspiel von alten und neuen Möbeln aus verschiedenen Epochen finde ich am aufregendsten. Es muss kein perfektes Arrangement sein, es dürfen Dinge eingebunden werden, die das Bild – im positiven Sinne – etwas stören und damit eine Spannung aufbauen.

Direkt nebeneinander stehende neue und alte Möbel ziehen Aufmerksamkeit auf sich. Bild: Wei Ling Khor

 

Wie setzen Sie Farbe und Stoffe ein und welche Wirkung erzielen Sie damit?

Ich bin ein großer Fan von farbigen Wänden und vielen Textilien. Damit kann man zwischen „Vorher“ und „Nachher“ die größten Unterschiede erreichen und vieles ausdrücken – sich in anderen Welten hineinversetzen. Die richtige Farbe macht das Zuhause zum Happy Place, einen Ort, an dem man richtig ankommt. Der Einsatz von Farbe und Textilien ist untrennbar mit Bedürfnissen verbunden und entscheidet somit, welche Stimmung erzeugt werden soll.

Auf Moodboards werden Farben und Materialien festgehalten. Bild: Anna Duschl Fotografie

Mein Farbfavorit ist Grün. Es steht für Natürlichkeit, die Natur und lässt einen wunderbar zur Ruhe kommen. Allgemein achte ich beim Interiordesign darauf, dass die Farben nicht zu grell sind, also eher einen grauen, sanften Unterton haben. Außerdem finde ich es wichtig, nicht zu viele Farben zu mischen, meistens sind es bei mir drei. Wenn diese sich dann in Teppichen, Vorhängen, Kissen oder anderen Accessoires wiederholen, passen meiner Meinung nach selbst verschiedene Muster gut zusammen und sorgen für Gemütlichkeit.

Die Muster wirken harmonisch, da sie sich ähnlicher Farbwelten bedienen. Bild: Wei Ling Khor

Welche Räume richten Sie am Liebsten ein?

Zur Zeit sind Flure meine Favoriten. Bei vielen Menschen haben sie keine Priorität. Ich finde aber, dass die Diele ein unterschätzter Raum ist. Der Flur erfüllt mehrere Funktionen und er ist, ganz wichtig, die Visitenkarte eines Zuhauses. Er ist der erste Raum, den man betritt, somit also das Aushängeschild und verantwortlich für den ersten Eindruck, den ein Gast bekommt. Wer würde sich außerdem nicht darüber freuen, wenn sich die gemütliche Atmosphäre der Räumlichkeiten bereits beim Betreten des Zuhauses im Gang entfaltet? Flure sind super wichtig und verdienen unsere und vor allem mehr Aufmerksamkeit. Wenn ein Flur beispielsweise wenig Tageslicht sieht und er dunkel gestrichen wird, bekommt er noch mehr Tiefe und Theatralik. Einrichtung darf ruhig auch mal provozieren, Ecken und Kanten zeigen. Da man sich nicht so lange in der Diele aufhält, kann diese auch farbintensiver sein.

Aufgrund der Größe nutzt Nikola Bacher ihren Flur wie ein eigenes Zimmer

Allerdings sollte man schauen, dass dieser Teil des Wohnbereichs zu den restlichen Zimmern passt, da er das verbindende Element der einzelnen Räume ist. Ganz gleich, um welches Zimmer es sich allerdings handelt: Wichtig ist, für jede Funktion einen eigenen Bereich zu haben und so Chaos zu vermeiden.

Projekt in Münster. Bild: Benni Janzen

www.nikogwendo.de

Weitere ausgewählte Adressen von Inneneinrichtern sowie Wohnideen und Wohnbücher finden Sie auf www.deco.de