Vom Holzsplitter zum Tapetendesign: In den Kollektionen von Jenny Pilz steckt monatelange Handarbeit. Wir haben sie in Berlin besucht.

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Stapelweise türmen sich Stoffmuster auf der alten Blechkommode, gerahmt von Moodboards, Skizzen und Modellen. Als wir Textildesignerin Jenny Pilz in ihrem Atelier in Berlin-Kreuzberg besuchen, steht sie kurz vor der Geburt ihres zweiten Kindes. Der Kreativbetrieb geht trotzdem weiter. Als Selbstständige entwirft Jenny seit ihrem Abschluss an der Kunsthochschule Weißensee vor zehn Jahren Tapetenkollektionen für namhafte deutsche Hersteller, aber auch für einen chinesischen Kunden und sogar Baumärkte. „Demokratisierung von Design war mir immer wichtig“, erklärt sie.

„Demokratisierung von Design war mir immer wichtig“

Genau wie analoge Produktentwicklung. In mühsamer Kleinstarbeit fertigt sie Modelle aus Papier, Textilien, manchmal sogar aus echten Blättern oder Federn – fünf bis sechs verschiedene für jede neue Kollektion. „Kein Mensch ahnt, wie viel Aufwand da drinsteckt. Aber ich bin überzeugt, dass man es später sieht und auch spürt“, sagt Jenny. Außerdem habe die Handarbeit den Vorteil, dass jedes Dessin neu sei.
Sind die Entwürfe mit dem Kunden abgestimmt, begleitet Jenny den Prozess meist bis zur Fertigstellung der Tapete. Ihr Netzwerk umfasst Graveure und Produzenten in ganz Europa, sie kennt Druck- und Kolorierverfahren und weiß, wo die Spezialisten sitzen. Vieles lernte sie von Textildesigner Bernhard Holzapfel, eine Lichtgestalt der Branche und Jennys Mentor seit dem Hochschulabschluss. Er bestärkt sie auch in ihrer Unabhängigkeit. „Ich wollte immer in Berlin leben und Familie haben. Bisher klappt das sehr gut.“ Trotzdem fühlt sich Jenny der Tapete zutiefst verpflichtet. Ihr Rat an eine Branche, die in den letzten Jahren merklich zu kämpfen hat: „Alte Werte dürfen keinesfalls verschwinden, aber neue Techniken müssen angenommen und Vertriebswege flexibler werden.“

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Für jede Tapetenkollektion erstellt Jenny zunächst ein Moodboard
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Modell aus Holzsplittern für Tapete „Circolo“

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Jenny sortiert die Holzsplitter für ihr Modell zunächst nach Größen
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Hier entsteht Jennys Modell für Tapete „Circolo“
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In mühsamer Kleinstarbeit ordnet Jenny die Holzsplitter an
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Die Detailansicht veranschaulicht die Komplexität des Modells
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Die Vinyltapete „Circolo“ imitiert das Muster und die Oberflächenstruktur des Holzsplitter-Modells

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Jennys erste Skizze für das Dessin „Clouds“

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Die digital bedruckte, schimmernde Seidentapete bildet die Zeichnung raumhoch ab

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Detailansicht der Seidentapete „Clouds“
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Modell für Tapete „Hortus“ aus bemalten Papierfedern

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Entstehungsprozess des Tapetedesigns „Hortus“ im Atelier

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Detailansicht des kolorierten Papiermodells

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Tapete „Hortus“ mit Federmotiv

Alle gezeigten Tapetendesigns für Asian Wallpaper.
Dieses Porträt erschien erstmals in DECO HOME 2/2019 | Mehr Infos: www.jennypilz.de