Beim Begriff Loden denken viele spontan an Wintermäntel oder an alpenländische Tracht. Doch längst hat auch die Interiorbranche den dichten Wollstoff als hochwertigen Deko- und Möbelbezug entdeckt. Wir erklären woher er kommt und warum er so beliebt ist.

decohome_stoffkunde-loden_finefabrics_bellevue_0001_1_print

Perfekt für einen gemütlichen Herbst und Winter: Ein kuschelig textiler Mix im Chalet-Style. Foto: Fine Fabrics

Woher der Loden kommt

Was passiert mit Wolle beim Waschen? Sie schrumpft und filzt. Was beim Lieblingspullover aus Kaschmir ein Desaster ist, wurde als Herstellungstechnik von den Bergbauern im 19. Jahrhundert, den sogenannten Loderern, perfektioniert.
Sie bemerkten, dass verfilzte und geschrumpfte Wollstoffe sich als weicher, strapazierfähiger und zudem auch noch als wasserabweisend erwiesen. Mit dem Walken wandten sie eine Technik an, die diesen Prozeß gezielt herbeiführte. Der Loden ist somit eigentlich ein Outdoor-Stoff mit langer Tradition.
Verwendet wird der Begriff Loden allerdings schon seit dem 10. Jahrhundert. Vermutlich kommt der Begriff vom althochdeutschen ‚lodo‘, was so viel wie „grobes Tuch“ bedeutete und für grobe, widerstandsfähige Stoffe verwendet wurde. Erst Mitte des 11. Jahrhunderts wurde Loden auch gewalkt.
Auch andere Länder entwickelten robuste Wollwalkstoffe. So entstanden in Schweden und Norwegen, aber auch in England und Irland auf ähnliche Weise grobe Mantelstoffe.

stoffkunde-loden-christian-fischbacher-benu-remix-decohome.de_

Ursprünglich wurde Loden ausschließlich aus reinen Wollstoffen gefertigt. Beim innovativen Stoff „Benu Remix“ von Christian Fischbacher wurden Garne aus PET-Flaschen für die Grundware verwendet

So wird Loden hergestellt

Heute wird er zwar maschinell produziert, dennoch ist der Prozess noch immer recht aufwendig: Aus ungekämmter Wolle oder einer Wollmischung wird in Leinwand- oder Köperbindung ein Streichgarngewebe hergestellt. Beim anschließenden Walken wird das Wolltuch in handwarmem Wasser (30–40 °C) unter Zugabe von Kernseife gerieben, gestoßen und gewrungen. Dabei verfilzt die Wolle und läuft etwa um 40 % ein. Zum Trocknen wird der Stoff  auf einen Rahmen gespannt.

Damit eine dichte Oberflächenstruktur entsteht wird er zusätzlich angeraut. Dies geschieht mit einer Art Drahtbürste, der sogenannten Weberkarde, für die früher die dornigen Fruchtstände der Weberdistel verwendet wurden. An der Schermaschine werden die abstehenden Fasern dann auf eine Länge geschnitten, so dass eine glatte und feine Oberfläche entsteht.

decohome_stoffkunde-loden_neptune_olivia-loveseat-upholstered-in-pale-oat.-amelia-armchair-in-st-james-leather.-alex-stool-in-st-james-leather.-somerton-basket.-chetham-swing-arm-lamp

Gemütlich und strapazierfähig: Lodenstoffe eignen sich wunderbar für Sitzpolster. Foto: Neptune

Der Unterschied zwischen Loden und Filz

Im Gegensatz zum Loden, für den ein fertiges Gewebe verfilzt wird, ist Filz ein textiles Flachgebilde, das aus einem ungeordneten, schwer zu trennenden Fasergut besteht. Da dem Loden ein Gewebe zugrundeliegt ist er deutlich strapazierfähiger und reißfester.

Loden in modernen Interiors

Heute kleiden die robusten Naturstoffe auch unsere Räume. Als Vorhang schützen sie vor Kälte an den Fenstern und schlucken den Schall. Auf Sofas, als Kissenbezug oder Bettüberwurf dürfen sie in keinem klassischen Chalet fehlen. Und in leuchtenden Farben machen sie dank ihrer weichen glatten Oberfläche auch auf modernen Möbeln eine gute Figur.

stoffkunde-loden-christian-fischbacher-lino-cs-_sofa_adraii_cushions_lascaux-niaux-sestriii-glen_glencheck-polaris-pepite-orient-persia_decohome.de_

Loden „Polaris“ verleiht als Kissen auf dem schlichten Sofa einen wohnlichen Charakter (Christian Fischbacher)