Heimat, das können vertraute Menschen, eine Melodie oder eine Landschaft sein. Für Andrea Senfter ist es der Geschmack von frisch gekochtem Kakao, den ihr Onkel Hansele auf dem offenen Feuer zubereitete – auf der Oberstaller Alm im Villgratental. Die Geschäftsführerin des Textilverlags Fine ist in ihr Heimatdorf Innervillgraten zurückgekehrt und lädt Gäste ein, die Glücksorte ihrer Kindheit zu besuchen. Dafür hat sie ein besonderes Domizil geschaffen: das Loft im Stadl.
Schon der Weg dorthin ist ein Erlebnis. Hinter Burg Heinfels, dem Wahrzeichen des östlichen Pustertals, verschwindet die Straße zwischen hohen Felswänden. Kilometer um Kilometer schlängelt sie sich bergauf. Dann plötzlich öffnet sich das Tal: Innervillgraten ist umgeben von steilen Bergwiesen. Wie Nester kleben die Bergbauernhöfe an den Hängen. Es gibt keine Liftanlagen, wenige Hütten, dafür Dreitausender in Hülle und Fülle. Vom Gipfel des Pfannhorns genießt man den Blick auf die Sextner Dolomiten. „Das ist ganz großes Kino“, sagt Andrea.
Ein Loft zum Wohlfühlen
Große Emotionen weckt auch das Loft in der hundert Jahre alten Scheune mit seiner Mischung aus Altholz, maßgefertigten Einbauten und modernen Designerstücken. Architekt Markus Tschapeller und Handwerker aus dem Villgratental unterstützten beim Komplettumbau.
„Wir mussten den Boden im Erdgeschoss absenken, um die gewünschte Raumhöhe zu erreichen“, erinnert sich Andrea. Jetzt befinden sich hier die Schlafzimmer, das geräumige Bad und viel Stauraum mit maßgefertigten Schränken. Im Obergeschoss bildet der Küchenblock mit großem Esstisch das Zentrum des Wohnbereichs. Verweilen lässt es sich auf den Sofas am offenen Kamin oder im Lesesessel am Talfenster.
Mit dem Loft ging’s zurück zu den Wurzeln
Die Gastfreundschaft der Senfter-Familie ist allgegenwärtig: Gegenüber dem Loft findet sich die Ferienpension von Andreas Schwester Maria, deren Sauna auch Stadl-Gäste nutzen können. Im Alfonsstüberl, dem Gasthaus des Bruders am anderen Ende des Hofes, kocht die 85-jährige Mutter Villgrater Spezialitäten. Köstlich!
Auch für Andrea war eine Karriere in der Hotellerie vorgesehen. Mit 14 schickten sie die Eltern für fünf Jahre nach Innsbruck auf die Hotelfachschule: „Im Internat hatte ich Heimweh, aber ich habe durchgehalten.“ Mit viel Selbstständigkeit im Gepäck ging Andrea dann als Aupair nach Nizza und New York, studierte BWL, arbeitete in Agenturen und internationalen Konzernen. Bei Fine tauchte sie in die Welt der Wohnstoffe ein.
Das tat auch dem Loft gut: Andrea ließ die Wände des geschwungenen Flurs bespannen, wählte Kissen in den Farben der Wiesenblumen. „Ich war eine Ausheimische“, sagt sie, „und bin immer wieder zurückgekommen. Jetzt freue ich mich, wenn meine Gäste auf die Oberstaller Alm wandern.“
Text: Anita Güpping / Fotos: Alessandra Ianiello, © Living Inside