Ein Besuch bei jemandem, der beruflich mit Interior zu tun hat, ist immer eine gute Idee. Wir durften einen Blick in das Haus von Palais-Gründerin Petra van Roon nahe Utrecht werfen und wollen jetzt auch Mustertapete, Räume nach Farben einrichten und in Zukunft (noch mehr) Keramik von Reisen mitbringen.
Nach vielen Jahren des Reisens träumten Petra van Roon, Gründerin des Textillabels Palais, und ihr Partner von einem neuen Zuhause. Ein Neubau kam für sie nicht in Frage, sie suchten eine Immobilie mit Geschichte und wurden fündig: Vor sechs Jahren zogen sie in ihr fast 100 Jahre altes Haus mit einem 220 Quadratmeter großen Garten im charmanten Städtchen Amersfoort, das nur eine halbe Stunde Autofahrt von Utrecht entfernt liegt.
Mittlerweile wohnen auch ihre 5-jährige Tochter Lois Aerin und Katze Cookie hier. „Wir sind erst die dritten Bewohner:innen dieses Hauses – das sagt viel darüber aus, wie viel Freude es macht, hier zu leben“, sagt van Roon. Acht Monate haben sie das Haus nach Schlüsselübergabe intensiv renoviert: Stuckverzierungen angebracht, alte Türen aufgearbeitet, neu isoliert, Wände eingerissen, Fliesen neu verlegt und einen Schreiner für besondere Möbeleinbauten beauftragt. Die Geschichte des Hauses sollte herausgearbeitet werden. Bei der Einrichtung wollte sich die Interior-Expertin frei ausleben, ohne zu großen Einfluss von aktuellen Trends.
Großmutters Gabe als Inspiration
Ihren Stil beschreibt die 41-Jährige als klassisch, fröhlich und detailverliebt und denkt beim Einrichten oft an ihre Großmutter. „Sie war eine sehr liebenswürdige, freche und auch stilvolle Frau, die immer darauf bedacht war, die Dinge schöner und liebevoller zu gestalten. Das konnte man immer um sie herum spüren, und ich versuche, das auch in unserem Haus erlebbar zu machen“, sagt van Roon.
Bei einem Spaziergang durch die Räume fallen sofort die unterschiedlichen Farbkonzepte auf. Statt einer Farbwelt zu folgen, spielt Petra van Roon in jedem Raum mit anderen Nuancen: Im Esszimmer dominieren Blautöne, im Wintergarten warme Farben, das Schlafzimmer ist eine grüne Oase.
Der Weg zu eigenen Mustertapeten und Stoffen
Petra van Roon war schon immer eine kreative Visionärin. Als Kind dekorierte sie ihr Zimmer wöchentlich um. Nach der Schule studierte die Niederländerin Kommunikation an einer Kunstschule. Mit 21 brach sie das Studium ab, eröffnete zunächst einen Concept-Store und danach – ohne eine ensprechende Ausbildung – Amsterdams ersten konzeptionellen Barbershop. Schnell wurde sie finanziell erfolgreich und konnte dadurch viel reisen, doch immer wieder wurde die Frage in ihr laut: „Wie kann ich mehr Impact durch meinen Beruf schaffen?“
Vor zehn Jahren begann sie, bei einer internationalen Stiftung zu arbeiten, wo sie viel über soziales und nachhaltiges Unternehmertum lernte. Vier Jahre später gründete sie, gemeinsam mit einem Bekannten, ihr eigenes Unternehmen Palais – ein Luxuslabel, das sich auf lokale Handwerkstechniken, nachhaltige Materialien und faire Arbeitsbedingungen konzentriert. Die Stoffe, die Petra mit ihrer Designerin Laura selbst entwirft, werden in Belgien gewebt, die Kissen stammen aus Indien und Portugal. Die Kissenfüllungen bestehen dabei aus recycelten Daunen.
So funktioniert der Mix von Mustertapete und Farben
Viele ihrer Designs wie Mustertapeten und Kissen, sind auch in ihre eigenen vier Wände eingezogen. Wer noch Muster-Mut braucht, könne laut van Roon zunächst nur eine Platte tapezieren und einrahmen. „Die Rahmenfarbe sollte hier die gleiche Farbe wie die Wand haben“, sagt die Expertin.
Überall im Haus mixt Petra gemusterte Kissen mit Mustertapete und außergewöhnlicher Kunst. „Ich achte darauf, die Art des Musters zu wiederholen oder bleibe in der gleichen Farbwelt“, verrät sie. In ihrem Schlafzimmer wird dieser Stil-Trick besonders anschaulich. Als sie vor vielen Jahren ihre allererste Stoffkollektion entwarf, träumte sie davon, mit ihren eigenen Palais-Stoffen ein Himmelbett im Hotel-Chic zu bauen. Gesagt, getan.
Kunst und Möbel erzählen ihre Geschichte
Die rote Schrankwand, ein maßgefertigter Eigenentwurf, ist ein Schaukasten für Reisefundstücke wie Keramiken und Kunst: „Ich bin eine Sammlerin. Wenn ich ein schönes Stück sehe, muss ich es mitnehmen“. Die blauen Lampensockel im Wohnzimmer stammen von einem Norwegen-Roadtrip, die opulenten Vasen aus Frankreich und handgemachte Keramiken aus Ibiza und dem Iran.
Die große Holzbüste im roten Regal wiederum, kaufte sie einem kenianischen Holzkünstler am ersten Tag einer Afrika-Reise ab. „Die Büste begleitete mich während der gesamten Roadtrips und sorgte für viele unpraktische Situationen, da sie riesig ist. Aber jetzt ist sie bei Wohnzimmertreffen mit Freund:innen immer ein tolles Gesprächsthema“, erzählt van Roon und lacht. Viele ihrer Möbel sind Vintage. Doch egal, ob neu oder alt – die meisten lässt sie mit neuen Stoffen beziehen, um sie zu individualisieren.
Und ihr Lieblingsplatz? „Der befindet sich aktuell im Badezimmer. Hier kann ich so richtig entspannen“, sagt van Roon. Marmorfliesen in Fischgrätoptik, die Badewanne eingerahmt in dunkelgrünes Holz, ein Blick in den eigenen Garten, Souvenirs, die an frühere Reisen erinnern – ein guter Ort, um kurz den Pausenknopf zu drücken.
Text: Katharina Charpian
Fotos: Space Content Studio