„Wir wollten einen gemütlichen Rahmen schaffen, der erwachsen und humorvoll zugleich ist.“ Mit viel Feingefühl und Mut zur Farbe gelang dem polnischen Design-Duo Zuza und Piotr Paradowski ein kühn-gemütlicher Mix, der zeigt: Ein Neubau kann auch Geschichte erzählen.
Es gibt kaum eine Zeit, die in ihrer Formensprache so gegensätzlich war wie die des 20. Jahrhunderts. Während sich die Moderne der Jahrhundertmitte eher dem vom Bauhaus gefeierten Prinzip des „Form follows Function“ verschrieb, äußert sich die Postmoderne ab den 1970ern mit extravaganten Mustern in kräftigen Farben. Für das polnische Designstudio Paradowski nur zwei Seiten derselben Medaille. Ein kühner Modernismus-Mix zeichnet zahlreiche Projekte und kann getrost als ästhetische Handschrift von Zuza und Piotr Paradowski bezeichnet werden.
Den Neubau einrichten ist manchmal eine Kunst: Über 13 Meter fasst die Deckenhöhe des lichtdurchfluteten Apartments in Polen.
Die Ausgangslage: ein Neubau in Posen, Polen
So bildet auch ihr neuester Streich keine Ausnahme. Gelegen in Posen, einer polnischen Stadt an der Warthe im Westen des Landes, wurde das Duo von einer vierköpfigen Familie damit beauftragt ein 250 Quadratmeter großes Neubau-Apartment zu gestalten. „Die Kunden gaben uns bei der Ausführung nahezu völlige Freiheit“, erinnert sich das Paar. „Und das ist ironischerweise eine ziemliche Herausforderung.“ Lediglich für das Badezimmer wünschte die Familie sich eine große Dusche und Sauna, für das Schlafzimmer einen begehbaren Kleiderschrank.
„Wir wollten einen gemütlichen Rahmen schaffen, der in gewisser Weise erwachsen und humorvoll zugleich ist.“
Neubau einrichten à la Paradowski: ein Spiel mit Proportionen
So galt es zunächst, den rechteckigen Grundriss familiengerecht aufzuteilen. „Wir gliederten die Fläche in drei Bereiche: Den Hauptschlafbereich zur Linken, den großen Wohnbereich mit Küche und Esszimmer zur Rechten. Die Kinderzimmer platzierten wir in der Mitte.“, erzählt Zuza Paradowski. Um trotz der imposanten Raumhöhe von über 13 Metern für Gemütlichkeit zu sorgen, verteilte das Paar in dem Apartment maßgefertigte Einbauten und Kuben. „Wir spielten bewusst mit den Proportionen einiger Elemente, wie zum Beispiel dem großen gelben Regal im Wohnzimmer, das bis hoch zur Decke reicht.“, erklärt Paradowski. Oder aber der große, freistehende Kubus aus Calacatta-Marmor in der Mitte des Schlafzimmers, der nun eine luxuriöse Dusche und einen Waschtisch umfasst. „Durch das Spiel mit verschiedenen Formen und Höhen entstand eine abwechslungsreiche Struktur im Inneren des Raumes, die unglaublich gemütlich wirkt.“
Eine kühne Vermählung von Stilen, Farben und Formen
Um diese Gemütlichkeit beim Neubau einrichten zu verstärken, kombinierte das Duo eine Vielzahl von Materialien und Texturen. Einbauten aus Esche, Elemente aus Marmor und weiche Polsterstoffe von Dedar durchziehen das Apartment. Ein weiteres Highlight ist die Küche, deren Fronten mit einem auffällig gemaserten Furnier verkleidet sind. „Wir wollten eine Mischung aus modernen und postmodernen Zügen.“, so Paradowski. „Ein Zusammentreffen von neutralen und ausdrucksstarken Elementen.“
So stößt man im gesamten Apartment auf Klassiker der Designgeschichte. Ein knallroter Vintage-Trolley, entworfen von Joe Colombo für Kartell, Nachttische von Ettore Sottsass oder ein Vintage-Lounger von Pether Ghyczy. „So gesehen ist diese Wohnung ziemlich gewagt.“, gesteht Paradowski. „Doch haben wir es geschafft, all die verschiedenen Elemente so zu vereinen, dass sie Freude machen, ohne den Raum zu dominieren.“ Eine kühne Vermählung aus Farben, Formen und Stilen.
Fotos: Pion Studio
