Neue Hotels, Restaurants und Shops machen es vor: Auch hierzulande sind wir auf dem besten Weg, uns ganz alltäglich mit gutem Design zu umgeben. Doch es gibt sie noch immer, diese Produkt-Nischen, die nur sehr selten mit schönen Linien bedacht werden. In unserer Serie stellen wir Ihnen daher schick gestaltete Exemplare dieser Mauerblümchen vor. Zweite Edition: Haushalt – Wäscheständer, Mülleimer, die Trittleiter zum Klappen und, ja, ein ganzer Hauswirtschaftsraum.
Design für den Haushalt #1: Trittleiter
Je begrenzter der Raum wird, umso mehr wird in die Höhe gedacht. Wird jeder Zentimeter mit Schrank oder Regal ausgekleidet, um den nützlichen oder auch einfach nur geliebten Dingen unseres Lebens einen Platz zu geben. Doch für die allermeisten Menschen ist nach der dritten, vierten Schrankebene die wortwörtliche Reichweite erschöpft. Und wenn auch der Versuch scheitert, das Teil der Wahl noch auf Zehenspitzen über den Regalboden zu kippen oder es im Zweifel hüpfend herunter zu holen, muss wohl doch der (Klapp-)hocker her, den fast jeder Haushalt für diese Zwecke führt. Selbiger wird gerade in kleinen Wohnstuationen häufig mit einer Vorrichtung an die Wand gehängt, sichtbar in eine Nische gestopft oder steht halt einfach rum. Ein Dorn im Auge jedes detailbewussten Designliebhabers.
Doch wir schrieben diesen Artikel nicht, wenn es nicht Abhilfe gäbe. Der dänische Hersteller Gejst, der sich das Re-Design solcher Alltäglichkeiten auf die Fahnen geschrieben hat, überraschte uns im Herbst mit der Trittleiter Reech. Sie ist nicht nur schön anzusehen, sondern auch schön stabil (über das zweifelhafte Gefühl auf wackeligen Leitern wollen wir hier mal nicht diskutieren). Wirklich besonders aber sind die Details: Durch Messingbeschläge abgesetzte Kanten und die Tatsache, dass dieser Tritt sich richtig schmal machen kann. Fazit: Der darf bei uns auch an die Wand! www.gejst.com
Design für den Haushalt #2: Wäscheständer
Sie scheppern, sie rosten an den Rändern oder klappen zusammen, wenn man sie umherträgt – nicht selten mit schmerzhaften Folgen. Ja, Wäscheständer sind notwendig, gerade in Zeiten von hohen Energiekosten für Geldbeutel und auch Umwelt. Und nein, Wäscheständer sind nicht schön. Dachten wir. Bis uns Brabantia untergekommen ist.
Auch dieses Label hat sich offenkundig der breit angelegten Ästhetisierung unserer Haushaltswaren verschrieben. Wäscheständer Hang On wiederum ist ein wahres Wunderkind. Neben der unvermeidlichen Chrom-Optik, ist er in Mattschwarz oder Mattweiß zu haben. Hängen darf man hier auf mehreren Ebenen. Über der kleinen Fläche zwischen dem Gestell (wieso nur ist dieser ungenutzte Raum immer so sträflich vernachlässigt worden?) lässt sich eine große Mittelebene ausklappen, wobei die beiden Seiten auch nur einzeln und in verschiedenen Neigungen aufgestellt werden können. Darüber lässt sich bei Bedarf noch eine Stange für Kleiderbügel aufklappen, die ganz nebenbei noch einige Bügel-Action spart. Und das Beste: Das gute Stück fühlt sich wirklich wertig an, da wackelt gar nichts, auch nicht bei sehr einseitiger Hängung. Was man wissen sollte: Die Stabilität macht diesen Wäscheständer recht schwer. Vom Balkon in die Wohnung und zurück kann schon mal zum Kraftakt werden. www.brabantia.com
Design für den Haushalt #3: Mülleimer
Dass es lange gebraucht hat, bis jemand einmal das Design von Mülleimern überdacht hat, leuchtet uns zumindest ein. Form follows content, sagen wir mal. Zudem wusste man in der guten Frankfurter Küche immer, wo er hingehört: versteckt, unter die Spüle. Neue Platzanforderungen und moderne Erkenntnisse über das Mülltrennen machten es unvermeidlich, dass zumindest Teile davon ausgelagert werden, meist Flaschen oder Papier.
Zugegeben, in diesem Segment gibt es schon ein wenig mehr Exemplare, die eine präsentable Optik haben, etwa im Vintage-Stil von Wesco und Vipp oder auch im Programm des allseits bekannten schwedischen Möbelgiganten. Umso bemerkenswerter, wenn weiter gedacht wird. In diesem Zuge stellen wir also die dritte Brand vor, die immer wieder mit ihren geradezu göttlichen Entwürfen für kleine Dinge begeistert (schon mal was von hübschen Duschabziehern gehört?): Zone Denmark. Ja, ja, die Dänen. Die neue Mülleimer-Serie Circular kommt in praktisch allen Größen, bis runter zum Biomülleimer, der auch mal auf dem Küchentresen stehen darf. Den gibt’s übrigens auch in Grün statt nur Schwarzweiß. Die Behälter lassen sich stapeln und umhertragen, sind leicht zu reinigen (muss der Plastikmüllbeutel wirklich sein?) und dafür gab’s jüngst einen German Design Award in Gold. www.zonedenmark.design
Design für den Haushalt #4: Hauswirtschaftsraum
Der Hauswirtschaftsraum – in ländlicheren Gegenden, wo sein Aufkommen groß ist, liebevoll auch mit HWR abgekürzt – ist der vielleicht am meisten vernachlässigte Raum auf deutschem Boden. Würde man jetzt weniger liebevoll sprechen, träfe es auch Rumpelkammer ganz gut. Da stehen die Wasserkisten neben Papiermüllkartons, neben fransigen Besen. Zumindest optisch wackelige Regale horten die Dosenvorräte. Und warum? Weil diesen Raum nur die wenigsten Menschen, die nicht in den Haushalt gehören, jemals zu Gesicht bekommen. Zumindest theoretisch. Dieser Grundsatz wiederum scheint genauso unsinnig, wie eine vernachlässigte Schlafzimmergestaltung oder auch lieblose Unterwäsche. Wieso sollte das, was wir nur mit wenigen oder niemandem Teilen nicht schön sein?
Wer also das Glück hat, eine Abstellkammer oder gar einen Hauswirtschaftsraum sein eigen zu nennen, dem empfehlen wir einen Blick in die Portfolios moderner Küchenhersteller. Schmidt Küchen etwa stellt maßgeschneiderte Systeme vor, die für jedes Gerät oder chaosstiftende Element einen Platz einräumen. Garniert mit Designoberflächen, die auch mal ein Stück Dekoration aushalten. Frei nach dem Motto: Wer leistet sich heute schon noch einen Keller? www.home-design.schmidt
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