Als Nicole Zweig ihrer geliebten Altbauwohnung in München den Rücken kehrte und auf einmal einen Neubau einrichten musste, merkte sie: Man sollte viel häufiger Dinge wagen – besonders, wenn man sie sich nicht vorstellen kann.
„Mehr Mut zur Farbe!“ ist einer der Ansätze, den Nicole Zweig in ihre Einrichtungsphilosophie mit aufgenommen hat. Gleiches gilt für „Qualität vor Quantität“ oder, dass Gemütlichkeit mit Stofflichkeit zu tun hat und Vorhänge ein noch immer unterschätztes Einrichtungselement sind. Die weiß, was sie tut, könnte man denken. Und in der Tat: Geht es darum, mit frischen Ideen und Einrichtungs-Tipps und -Trends zur Seite zu stehen, ist man bei Nicole an genau der richtigen Stelle.
Die gelernte Dekorateurin Nicole Zweig ist seit etwa 20 Jahren als konzeptionelle Stylistin selbstständig.
Ihre Tipps und Gedanken teilt die 47-Jährige regelmäßig in ihrer persönlichen Kolumne für den Onlineshop Homepoet. Hier verrrät die Stylistin, was sie inspiriert und zeigt stimmungsvolle Deko-Ideen oder nützliche Styling-Guides – allesamt fotografisch festgehalten und „hands on“ in ihrem Zuhause inszeniert.
Neubau einrichten – schwieriger als gedacht!
Erst kürzlich bezog Nicole Zweig gemeinsam mit ihrer Familie und einer Hauskatze die großzügige Neubauwohnung in Landsberg am Lech. Und auch wenn diese vom Stil her wohl das komplette Gegenteil ihrer ehemaligen Altbauwohnung ist, „viel ruhiger und klarer“. Und doch war ihr von Anfang an klar: Die alten Möbel sollen mit.
„Ich wollte mit den Dingen, die wir haben, weiterleben – auch in einer Neubauwohnung“, erinnert sich die Stylistin. „Wir haben zum Beispiel ein Sideboard aus den 60ern, das ich mir in der Optik überhaupt nicht in einem Neubau vorstellen konnte. Aber ich habe es eingebunden, indem ich das Rot-Braun des Sideboards in den Fliesen hinter der Küchenzeile wieder aufgriff. So bildete sich im Handumdrehen eine stimmige Farbpalette aus Schwarz, Rot, Braun und Weiß.“ Das Learning? „Das man auch mal Dinge wagen sollte, die man sich nicht vorstellen kann.“
Der Spritzschutz in der Küche vereint die Farbpalette der Neubauwohnung.
Mit Farben und Formen Kontinuität schaffen
Denn gerade Einheitlichkeit, sei es durch Farben oder Formen, helfe dabei, ein stimmiges Wohnkonzept zu schaffen. Um zu verhindern, dass ein Stil zusammengewürfelt wirkt, vor allem in den bei Neubauten beliebten offenen Räumen. „Beim Neubau einrichten geht es darum, Elemente zu finden, die immer wieder auftauchen“, sagt Zweig. „Und das geht ruck zuck, etwa indem man ein Möbelstück mit Kreidefarbe streicht.“
So finden sich in dem offenen Wohn- und Essbereich der Neubauwohnung wiederkehrende Elemente in Schwarz, sei es der schwarze Sofatisch, die schwarzen Fliesen in der Küche oder das schwarze Tischgestell im Esszimmer. Auch alle Deko-Objekte wie Vasen hält Zweig konsequent in den Farbtönen Schwarz und Weiß. Variiert wird mit unterschiedlichen Formen. „Das erzeugt Spannung, ohne dass es überfüllt wirkt.“
Stoffe als Gemütlichkeits-Booster
Eine ebenso wichtige Rolle für ein gelungenes Einrichtungskonzept spiele neben der Einheitlichkeit die Materialiät. Diese ist laut Zweig nämlich ein wahrer Gemütlichkeitsgarant und gehe Hand in Hand mit der Auswahl von Stoffen. Das mag der flauschige Teppiche auf dem Fußboden sein, der nicht nur Behaglichkeit bringt, sondern gleichzeitig kleine Inseln im Raum schafft, oder aber der weiche Polsterstuhl ebenso wie der lange Vorhang am Fenster. „Wo man Vorhänge anbringen kann, sollte man sie auch anbringen“, findet die Stylistin. „Da lohnt es sich meiner Meinung nach in hochwertige Stoffe zu investieren, die schön fallen.“
In ihrer Wohnung kombiniert Nicole Zweig gerne Alt und Neu: Die Beistelltische im Schlafzimmer sind Funde vom Flohmarkt, das Betthaupt ist mit Leinen bezogen.
Mit Wohlfühlfarben den Neubau einrichten
Neben Wohlfühlstoffen gibt es selbstverständlich auch Wohlfühlfarben, für Zweig sind das warme Blau-, Grün-, Grau– oder Sandtöne. „Ich liebe den Farbton Neon Grey von Caparol Icons“, verrät sie. „Er trägt so eine wunderbare Wärme in sich.“ Angst vor Farben sollte man allgemein nicht haben, davon ist die Stylistin überzeugt. „Gerade dunkle Töne öffnen einen Raum und verleihen ihm Tiefe, anstelle ihn optisch zu verkleinern. Und außerdem ist es überhaupt nicht schlimm, mal einen Fehlgriff zu landen. Eine Wand kann man innerhalb von 4-5 Stunden überstreichen.“ Da bleibt nur das Schlusswort: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
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