Wir alle haben unsere Meinung zur Tischdecke: für die einen ein Stück Nostalgie, für die anderen eine „Sonntagstextilie“, für Seb Bishop der Star der Tafel. Hier liefert der Textil-Experte praktische Tipps und Inspirationen für eine schön und frühlingshaft gedeckte Tafel. „Das Tuch gibt dem Raum ein frisches Ambiente, ein Mini-Makeover.“

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CEO und Creative Director Seb Bishop, Nachfolger der Firmengründerin Bernadette Bishop (Foto: Nicole Hains)

Wer sich mit der Geschichte der Tischdecke, laut Wikipedia eine der Tischform angepasste Tischwäsche, beschäftigt, wird mit zahlreichen spannenden Fakten gefüttert: Das Tischtuch existiert seit dem Mittelalter, sein Einsatz war vor allem zweckgebunden, also zum Schutz empfindlicher Oberflächen gedacht. Im Laufe der Zeit spielten vermehrt die Muster eine Rolle, etwa Karo für die Küche, Stickereien für die Festtagstafel sowie das Material – von Leinen über Plüsch bis hin zum Wachstuch.

Nachdem gerade Fine Dining Restaurants sie jahrelang schmähten, um sich von der klassischen „weißen Decke“ abzugrenzen, erfährt das Tischtuch gerade wieder ein Revival. Im Zuge des Tablescaping-Trends, also einer bewusst gedeckten und inszentierten Tafel, findet sie wieder Ausdruck in der modernen Tischkultur. Und mit der kennt sich Seb Bishop von Summerill & Bishop, eine britische Tischdeckenmanufaktur, bestens aus.

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Mit „Mimosa“ kann der Sommer kommen. Konsequent: Die Farbe des Tischtuchs wird vom Geschirr bis zur Obst- und Blumendeko aufgenommen.

Herr Bishop, welchen Unterschied macht eine Tischdecke für das Setting?

Mit einer einzigen, ganz simplen Handlung, nämlich eine Decke auf den Tisch zu legen, zeigen Sie, dass Sie sich Mühe geben. Mit diesem Accessoire vermitteln Sie ihren Gästen, dass sie willkommen sind und eine gute Zeit haben sollen. Dass sie gerne lange am Tisch sitzen bleiben sollen. Mit einer Tischdecke kreieren sie ein Bild, das Ihre Gäste in Erinnerung behalten. Dabei muss es sich nicht um eine Festtagsdeko handeln, auch einfache, zurückhaltende Arrangements zeigen Wirkung. Das Tuch gibt dem Raum ein frisches Ambiente, ein Mini-Makeover.

„Meine Mutter wusste, dass wir alle länger am Tisch sitzen bleiben würden, sobald er – wenn auch einfach – schön gedeckt sein würde.“

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Streifen und Color Blocking haben Potenzial zum Tischgespräch zu werden. Hier: ???

Sollte denn die Tischdecke die Hauptrolle übernehmen oder eher ein Nebendarsteller sein?

Stellen Sie sich die Tischdecke als Star der Show vor – schließlich gibt sie den Ton für die gesamte Tischdeko vor. Egal, ob Sie Streifen, Blumenmuster, intensive Farben oder etwas Einfaches bevorzugen, die Textilie ist die Basis, auf der das restliche Dekor aufbaut. Schlicht oder opulent. Mit einer Tischdecke wird auch eine einfache Mahlzeit zu etwas Besonderem. Deshalb sollten Tischdecken meiner Meinung nach auch jeden Tag eingesetzt und nicht nur für spezielle Anlässe aufgehoben werden.

Für alle, die sich zum ersten Mal an Tischdecken heranwagen. Haben Sie Tipps?

Das Wichtigste ist, Spaß damit zu haben und sich ganz auf den eigenen Geschmack zu verlassen. Man kann aber zum Beispiel mit einer klassischen weißen Leinentischdecke mit subtilen Details beginnen. Die lässt sich leicht kombinieren und sieht in fast allen Arrangements sehr schön aus, egal ob der Stil modern oder zeitlos ist. Ich persönlich lege das Tuch bereits am Abend vorher auf den Tisch, damit es sich glätten kann. Durch etwas gesprühtes Wasser legen sich Knitter- und Bügelfalten.

DECO-Tipp zum richtigen Maß: Die Tischdecke sollte einen Überhang von rund 20 bis 30 Zentimeter an jeder Seite betragen.

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Das Muster von „Bernadette’s Falling Flower“ ist dezent und eine Hommage an die Gründerin. Und dazu Sebs Lieblingsdesign von Summerill & Bishop

Die Tischwäsche ist nun optimal platziert. Wie decke ich den Tisch?

Die Tischdeko ist natürlich eine sehr individuelle Angelegenheit. Ich folge eher einen natürlichen Rhythmus als einem strikten Konzept. So verwende ich gerne große Teller unter kleineren. Wir bei Summerill & Bishop lieben Farbe – je ausdrucksstärker, umso besser. Tischdecke, Servietten, Gläser und Keramik dürfen gerne ein bunter Mix sein. Hinzu kommen Blumen, saisonales Obst, Gemüse und Blätter aus dem Garten.

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Wildere Muster wie dieses aus der neuen Kollektion „Azulejos“, deren Design von portugiesischen Fliesen inspiriert ist, gewähren klassisch weißem Porzellan den großen Auftritt.

Dabei ist es schön, einige Dinge zu personalisieren, zum Beispiel die Servietten oder auch die Serviettenringe. Kleine Schmuckstücke oder Andenken können ein guter Start fürs Tischgespräch werden. Kerzen und kleinere Vasen und Blumen machen sich in der Mitte des Tisches gut, damit man die anderen Gäste gut sehen kann. Mit einer Karaffe an der einen Seite des Tisches und einer großen Schale auf der anderen Seite, lässt sich eine gewisse Symmetrie herstellen, die sich positiv auf das Ambiente auswirkt.

www.summerillandbishop.com

Sie sind Fan des britischen Designs? Dann könnte Ihnen der Stil von House of Hackney ebenfalls gefallen. →Hier befragten wir Steve Corcoran zum Thema Tapeten.