In Amsterdam gestaltete die australische Interiordesignerin Sally Knibbs ein schmuckes Stadthaus. Die Vorgabe: „Ein Haus zu gestalten, das gleichermaßen zeitlos wie fröhlich ist, verspielt und dennoch schlicht.“ Die Besonderheit: Während der Planung war sie kein einziges Mal vor Ort.
Die kürzeste Entfernung zwischen Holland und Australien beträgt rund 14.800 Kilometer Luftlinie. Flugzeit: Etwa 16 Stunden. Die Zeitverschiebung? Beläuft sich auf ganze zehn Stunden. Eine nennenswerte Differenz, vor allem wenn Termine koordiniert und Fristen eingehalten werden müssen. Das weiß auch die Interiordesignerin Sally Knibbs, Gründerin des Designstudios Sally Caroline. Erst kürzlich stellte die Australierin ein komplettes Stadthaus in Amsterdam fertig, und das, ohne während der Planung einmal dort gewesen zu sein.
Eine Herausforderung allemal, für Knibbs jedoch kein Grund, das Projekt im Voraus abzulehnen. „Natürlich geht ein internationales Projekt immer mit einer Vielzahl von komplexen Aufgaben und auch Unsicherheiten einher.“, erklärt die Interiordesignerin. „Der Termindruck, die Koordination der Gewerke, allgemein die ganze Logistik und Lieferung. Doch hatten wir von Anfang an einen gut ausgearbeiteten Zeitplan sowie eine enge Kommunikation zu unseren Lieferanten, unseren Auftragnehmern, aber auch zu unseren Kunden.“ Letztere waren für Knibbs keine Unbekannten, ganz im Gegenteil. Schon viele Jahre zuvor gestalteten sie und ihr Team das frühere Wohnhaus der vierköpfigen Familie, die in regelmäßigen Abständen zwischen den USA, Australien und Holland pendelt – und pflegten seither einen intensiven Kontakt.
Verspieltheit und Zeitlosigkeit bestimmen das Stadthaus in Amsterdam
Das neue Familien-Zuhause, eine prächtige Stadtvilla aus dem Jahr 1899, befindet sich unweit des bekannten Vondelparks, eingebettet in die quirligen Einkaufsstraßen, Bars und Cafés der holländischen Hauptstadt. Die Vorgabe für das Stadthaus in Amsterdam: „Ein Haus zu gestalten, das gleichermaßen zeitlos wie fröhlich ist, verspielt und dennoch schlicht.“
Knibbs Antwort auf diesen Reigen der Gegensätzlichkeiten? Layering. Und das in Formen, Farben und Mustern. „Das Ziel war es, zu experimentieren und dabei verschiedenste Stile und Einflüsse miteinander zu kombinieren. Einige waren subtil, andere gewagt, doch war dies der perfekte Weg, um die Reiselust unseres Kunden zum Ausdruck zu bringen“, erzählt Knibbs. „Jeder Raum sollte eine gewisse Neugierde wecken.“
Ein Mix aus Vintage-Pieces und modernen Stücken als Grundlage
Dabei ist es wohl das Musikzimmer, ein Ort zum Entspannen und Relaxen, in dem der vielschichtige Ansatz am besten zum Ausdruck kommt. Hier bieten zwei Vintage-Bücherregale von Vittorio Intrioini eine exklusive Bühne für die stattliche Schallplattensammlung der Familie, der alte Bang & Olufsen-Plattenspieler thront auf der handgefertigten Lederkommode von BDDW nebenan.
Das Vintage-„Camaleonda“-Sofa erhielt dank dem glänzenden Dedar-Stoff ein neues Kleid und dem maßgefertigten Teppich verpasste Knibbs eine freche schwarz-weiße Umrandung, die optisch das Aussehen simpler Klaviertasten nachempfindet – ein Augenzwinkern an die Liebe des Kunden zur Musik.
Folgt man der Treppe hinauf in den ersten Stock, gelangt man unmittelbar ist das Hauptschlafzimmer des Hauses, das durch seine breiten Flügeltüren einen fantastischen Ausblick auf den Vondelpark bietet. Das oberste Stockwerk, eine Etage darüber, ist voll und ganz den zwei Kindern der Familie vorbehalten. Polstermöbel in Pastell und farbenfrohe Teppiche bilden eine fröhlich-bunte Spielwiese.
Dabei sind es die zwei reich verzierten Kommoden aus Dänemark, die in diesem Stockwerk alle Blicke auf sich ziehen – formal inspiriert von den kultigen Bemelmans-Bar-Wandbildern aus den 1940er Jahren. Gestaltet hat sie Tess Newall, eine talentierte Künstlerin aus England. „Wir versuchten, jedes Detail sorgfältig auszuwählen und das Haus so zu gestalten, dass Ästhetik und Funktionalität Hand in Hand gehen und die lebendige Persönlichkeit seiner Bewohner widerspiegelt“, erklärt Knibbs.
Und der Vorsatz ist gelungen, bestätigen ihre zufriedenen Kunden: „Wir waren im Ausland, als das Team alles an Ort und Stelle brachte. Doch als wir das fertige Haus zum ersten Mal betraten, kamen wir aus dem Staunen gar nicht mehr raus“, sagen die Hausbewohner. „Es ist dieser Mix einzigartiger Stücke, das es so besonders macht. Ruhig, aber farbenfroh. Und manchmal fühlen wir uns wie in einem Luxushotel – und sind doch Zuhause.“
Fotos: Kasia Gatkowska