Cremiges Karamell, Ocker, Ochsenblut oder doch lieber intensives Orange? Wir zeigen Inspirationen zu den Trendfarben für die Wand und erklären, wie sie wirken – auf uns und auf den Raum.

Im Herbst 2022 sind die Farbtrends vor allem eines: kontrastreich. In der Mode sprechen Expert:innen von „Dopamine Dressing“, „Barbiecore“ heißt eine der diesjährigen Trendfarben und wie schon vergangenes Jahr haben wir uns dem leuchtenden Tiger-Orange noch nicht satt gesehen.

Die aktuellen Farbtrends zeigen nur zu gut, was in vielen von uns gerade vor sich geht: Auf der einen Seite tragen wir dieses Gefühl von Losgelöstheit und Freiheit in uns, das wir diesen Sommer verspüren durften. Auf der anderen Seite haben wir ein Bedürfnis nach Stabilität, Ruhe und Behaglichkeit. Dabei haben wir in den letzten Jahren gelernt, wie wichtig es ist unser Selbst zu Hause auszudrücken – und was eignet sich dafür besser, als der Einsatz von Farbe? „Gerade wenn sich der Sommer dem Ende neigt und wir den farbenfrohen Herbst willkommen heißen, ist die Natur eine wunderbare Inspirationsquelle.“, sagt Joa Studholme, Farbkuratorin von Farrow & Ball. „Die Farben, zu denen wir diesen Herbst intuitiv greifen, strahlen Harmonie und Zuversicht aus.“ Und auch Cassandra Ellis, Gründerin von Atelier Ellis, betont den Trend zu sinnlichen Farben: „Erdige Grün- und Brauntöne, kombiniert mit zarten Rosa oder tiefem Mitternachtsblau machen unser Zuhause zu einem Ort, an dem wir uns wohlfühlen und der uns inspiriert.“ 

Trendfarben #1: Cold Brew bis Mokka

Tiefes Kardamom, sattes Schokoladenbraun oder cremiges Karamell – 2022 erleben wir ein Comeback der 70er Jahre und greifen zu Brauntönen jeglicher Couleur. Dank der vielfältigen Farbpalette findet sich für nahezu jede Raumsituation der richtige Braunton: Während sich helle Nuancen besonders für hohe Räume eignen, entfalten dunkle Brauntöne vor allem in lichtdurchfluteten Zimmern ihre volle Wirkung. Dabei harmoniert die Farbe besonders toll mit cremefarbenen Nuancen oder auch mit rosa oder abgetönten grünen Akzenten und schafft beispielsweise in Schlafzimmern eine behagliche und harmonische Atmosphäre. Das Double mit kräftigem Orange, das sich in einigen neuen Stoffkollektionen, etwa bei Romo oder Designers Guild, findet ist die wohl kühnste Art, die 70ies wieder aufleben zu lassen.

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Wandfarbe „Chimney Brick“ von Little Greene

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Wandfarbe „Egerton Place“ von Mylands

So bringt Dimorestudio-Designer Emiliano Salci →Schokobraun, Ocker und Orange in seinem Zuhause zusammen.

Trendfarbe #2: Orange Tiger

Orange macht vor allem eins: gute Laune! Strahlend und leuchtend in voller Kraft versprüht der satte Ton Optimismus und Freude und soll gleichzeitig noch Wohlbefinden oder Kreativität fördern. Ob die ganze Wand oder doch nur ein einzelner Anstrich, mit seinem warmen Unterton bringt er jeden Raum zum pulsieren und sorgt für ein kräftiges Statement.

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Interiordesigner Pierre Yovanovitch verpasste der Küche in seinem Pariser Showroom ein leuchtendes Orange.

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Wandfarbe „Poona“ von Caparol Icons

Trendfarbe #3: Pink Party und Hearty Reds

Ob es wirklich an dem neuen Barbie-Film liegt, der nächstes Jahr auf den Kinoleinwänden zu sehen sein wird? Wohl kaum. Schon seit vielen Jahren können wir nicht genug von Rosatönen bekommen. Während ein zartes Rosa, das schon 2017 als „Millenial Pink“ von sich reden machte, vor allem Leichtigkeit versprüht, wirkt ein dunkleres Pastellrosa wunderbar elegant. Ein kräftiges Pink hingegen macht gute Laune und wirkt aktivierend, sodass es gerne als Akzentfarbe verwendet wird. Doch auch tiefes Rot hat 2022 unser Herz erobert: Ausdrucksstark und elegant harmonieren Rottöne besonders charmant zu Holz und Leder – und sollen übrigens den Appetit stimulieren. 

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Das Berliner Interiordesignstudio Jäll & Tofta wählte zartes Rosa für den Eingangsbereich ihres Zuhause – und ließ dabei auch die Decke nicht außen vor.

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Wandfarbe „Bronze Red“ von Little Greene

Trendfarbe #4: (Immer-)Grün

Wenn es nach Joa Studholme geht, ist Grün diesen Herbst eine hervorragende Wahl: „Grüntöne können wunderbar vielseitig eingesetzt werden.“, sagt die Farbkuratorin von Farrow & Ball aus Dorset. „Während sich eine hellere, blassere Nuance besonders für Räume eignet, in denen man sich tagsüber aufhält, empfiehlt sich ein sattes, tiefes Grün für Rückzugsräume, wie etwa das Schlafzimmer.“ Denn ähnlich wie Blau wirken Grüntöne beruhigend und rufen ein Gefühl von Naturverbundenheit und Entspannung hervor.

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Wandfarbe „Amritas Green“ von Atelier Ellis

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Wandfarbe „Banana Republic“ von Caparol Icons (Foto: Jochen Arndt)

Trendfarbe #5: Vintage Yellow

Die meisten von uns werden wohl erst einmal zögern, wenn es darum ginge, ein Zimmer in Gelb zu streichen. Dabei steht die Farbe für Optimismus und Freude und kann unglaublich vielseitig eingesetzt werden. Während Gelbtöne ohne Rotanteil frisch und aktivierend sind, wirken wärmere wie Ocker beruhigend und elegant. Dank der kommunikationsfördernden Eigenschaft eignet sich Gelb besonders für den Eingangsbereich, das Ess- oder Arbeitszimmer. Und das nicht nur als Anstrich: Auch auf Tapeten und Stoffen kommt es wunderbar zur Geltung, denn der sonnige Ton liebt Form und Struktur.

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Wandfarbe „Rustic Twine“ von Crown Paints

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Wandfarbe „India Yellow“ von Farrow & Ball

Trendfarbe #6: Deep Blues

Blau ist die Farbe der Unendlichkeit und hat die Fähigkeit, uns in eine ruhige und zuversichtliche Stimmung zu versetzen. In dunkleren Räumen wie dem Schlafzimmer, kann es daher als großflächiger Anstrich eingesetzt werden und dank seiner Tiefe ein behagliches Gefühl verleihen. Gleichzeitig wirkt ein sattes Blau konzentrationsfördernd und stellt demnach eine gute Wahl für das Arbeitszimmer dar, während helle Blautöne Leichtigkeit und Frische ausstrahlen.

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Pierre Yovanovitch tauchte die Wand seines Landsitzes in Fabregues in ein tiefes Ozeanblau (Foto: Giulio Ghirardi).

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Wandfarbe „Hague Blue“ von Farrow & Ball

Trendfarbe #7: Go neutral!

Es muss keineswegs immer ein kräftiger oder auffälliger Ton für die moderne Wandgestaltung verwendet werden. Von einem hellen Off-White bis hin zu einem etwas kräftigerem Sandton: Auch mit neutralen Nuancen kann ein interessantes Farbschema im eigenen Zuhause entstehen. Im abwechslungsreichen Mix wirken Neutrals angenehm stimmig und aufgeräumt und schaffen somit einen frischen, durchgängigen Look. Dabei harmonieren sie je nach Unterton hervorragend mit tiefen Braun- oder Rottönen und sind eine gute Wahl für alle Räume, in denen man viel Zeit verbringt.

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Wandfarbe „Alderman“ von Mylands

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Wandfarbe „Reframed“ von Crown Paints

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