Genau genommen dürfte man es kaum als Trend bezeichnen, weil diesem Wort der ewige Schleier des Flüchtigen anhaftet. Travertin wussten bereits die alten Römer zu schätzen und es zieht sich durch die (Bau-) Geschichte wie ein steingewordener, durchaus auch mal roter Faden. Wo es herkommt, was es ist und wie man es pflegt und zeitgemäß kombiniert, erzählen wir hier.

Spätestens seit Pernille Teisbaek ihr Badezimmer auf Instagram veröffentlichte und Vincenzo De Cotiis das Material in seinen skulpturalen Möbeln verbaut (und gerne auch als Bodenbelag verwendet), ist Travertin wieder in aller Munde. Dabei dürfte man den Stein genau genommen nicht mehr als Trend bezeichnen, sondern eher als „Evergreen“, bedenke man den Fakt, dass schon die Römer liebend gerne mit Travertin gebaut haben. Seitdem finden wir ihn in zahlreichen historischen Bauwerken wieder, vom Kolosseum in Rom über die Zipser Burg in der Slowakei bis hin zur Sacré-Cœur de Montmartre in Paris. Und noch heute wird tatkräftig damit gebaut: Mies van der Rohe kleidete Wände und Böden seines Barcelona Pavillons mit dem edlen Naturstein, das „Shell-Haus“ in Berlin ist bekannt für seine wellenförmige Travertin-Fassade und auch das Auswärtige Amt in Berlin zeigt sich mit römischen Travertin an der Außenfassade.

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In einem Badezimmer kombinierte das Architekturbüro von Bernd Gruber Travertin mit Eiche. (Foto: Alexander van Berge / Styling: Bregje Nix)

Materialkunde: Was ist eigentlich Travertin?

Travertin ist ein Kalkstein, der in der Nähe von heißen Mineralquellen entsteht. Sein größtes Vorkommen findet sich bei Tivoli, einer kleinen Stadt in Italien, sowie dem Yellowstone Park in den USA und der Pamukkale im Südwesten der Türkei. Dabei entsteht der helle Naturstein im Gegensatz zu Marmor durch Ablagerung, was ihm sein charakteristisches, poröses Äußeres verleiht.

Mehr über Marmor lesen Sie →hier

Welche Travertin-Farben gibt es?

Den Naturstein gibt es in eindrucksvollen Farbgebungen, von einem zarten, fast weißen Creme-Ton bis hin zu einem rötlichen Rostbraun. Während eine hellere Farbgebung ein äußerst minimalistisches Erscheinungsbild aufweist und sich daher in nahezu jedes Interior fügt, ist rötlicher Travertin in vielerlei Hinsicht ein einzigartiger Blickfang.

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Die Absätze des italienischen Schuhdesigners Salvatore Ferragamo inspirierten Stéphane Parmentier für den Entwurf von „Scala“. (Foto: Giobagnara)

Die Einsetzgebiete von Travertin

Ob als Waschbecken, Küchenarbeitsplatte, Treppe, Wand oder als Fußbodenbelag – Travertin kann in äußerst vielseitiger Hinsicht zum Einsatz kommen. Im Außenbereich wird der Naturstein meist als Bodenfliese verwendet, da er in naturbelassener, also nicht versiegelter Form, frostbeständig ist.

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Das Architekturbüro von Dieter Vander Velpen verbaute den frostbeständigen Naturstein im Außenbereich. (Foto: Patricia Goijens)

In Innenräumen wird Travertin meist in gefüllter und versiegelter Form angewendet, um ihn wohn- und arbeitstauglich zu machen. Ist die Grundversiegelung vollzogen, eignet sich der Naturstein jedoch wunderbar als Küchenarbeitsfläche, Waschbecken oder gar als Badewanne.

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Mehr über den travertinlastigen Interior-Ausbau von den Bernd Gruber Innenarchitekten lesen Sie hier.

Doch auch im Möbeldesign ist Travertin noch immer oder immer mehr ein beliebtes Material. Menu brachte bereits Leuchten auf den Markt, Gubi launchte vor kurzem zusammen mit Gam Fratesi eine Tisch-Kollektion aus Travertin und auch bei Ferm Living finden sich skultpurale Beistelltische aus dem natürlichen Material – um nur einige wenige zu nennen.

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Tischleuchte „Reverse“ von Menu.

Damit harmoniert Travertin besonders gut

Durch seine natürliche, warme Farbgebung und seinem zurückhaltendem Äußerem wirkt Travertin in Kombination mit Erdtönen, wie einem warmen Ocker oder einem tiefen Walnussbraun, äußerst elegant. Doch auch Holz harmoniert hervorragend zu dem Stein, da es ihm im Gesamtbild ein weicheres Erscheinungsbild verleiht. In Hinblick auf Stoffe darf es ruhig etwas mit Textur sein, wie ein kuscheliges Bouclé oder ein dicker Wollstoff. Doch auch natürliches Leinen ist eine beliebte Kombination zu dem hellen Stein.

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Die belgische Interiordesignerin Marie Stadsbader kombinierte in einer Wohnküche Travertin und Stahl. Küche von Diapal, Stein von Van Den Weghe. (Foto: Thomas de Bruyne, Cafeine)

Die richtige Reinigung und Pflege

Wie bereits erwähnt, erfordert Travertin je nach Einsatzgebiet unterschiedliche Vorbehandlungen und Pflege. Da der Stein in natürlicher Form recht porös und saugfähig ist, sollte er in Bereichen wie der Küche oder im Badezimmer von einem Experten gründlich versiegelt werden.

Zum täglichen Reinigen der Oberfläche reicht ein feuchter, weicher Lappen mit etwas warmen Wasser oder Neutralseife aus. Säurehaltige Putzmittel oder Flüssigkeiten hingegen sind Tabu, da sie Travertin auf Dauer verfärben können. Auch das Platzieren von heißen Pfannen oder Töpfen direkt auf der Arbeitsfläche sollte vermieden werden. Verwenden Sie hierbei lieber eine Unterlage, um den Stein zu schützen. Doch wie bei allen Natursteinen hinterlässt die Zeit auch bei bester Pflege ihre Spuren: Eine Patina lässt sich kaum vermeiden, was ihn – sind wir mal ehrlich – im Endeffekt doch auch nur noch ein wenig schöner macht.

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Für ein Penthouse ließen das Architekturbüro von Dieter Vander Velpen das Bad inklusive Badewanne mit dem Naturstein verkleiden. (Foto: Patricia Goijens)