Wir haben drei Interiordesignerinnen gefragt, was Pastellfarben bewirken, wie man sie am besten einsetzt und kombiniert. Inspiration und Tipps zur Gestaltung.
Materialkunde: Was sind eigentlich Pastellfarben?
Stellen Sie sich eine beliebige Primär- oder Sekundärfarbe vor und fügen Sie eine große Portion Weiß hinzu. Das Ergebnis sind helle, zarte Töne, die uns an einen malerischen Sonnenuntergang, eine Portion Eiscreme oder die Blüten japanischer Kirschbäume erinnern. Pastellfarben erscheinen dank ihres hohen Weißanteils wie das feine, sanfte Abbild von intensiven Farbtönen. Ihre zarte Wirkung wussten bereits Künstler aus dem 15. Jahrhundert zu schätzen, die Pastellkreide vorwiegend zum Skizzieren verwendeten.
Beruhigend bis erfrischend: die Wirkung von Pastelltönen
„Pastelltöne erzeugen oft ein beruhigendes Raumgefühl.“, sagt die Londoner Interiordesignerin Anahita Rigby. „Und doch können sie gleichzeitig lebendig oder spielerisch wirken.“ Dabei kommt es grundlegend auf die richtige Kombination an.
„Werden Pastelltöne im gleichen Farbspektrum kombiniert, zum Beispiel mit hellem Holz, weißem Marmor oder Messing, so wirken sie sehr sanft und feminin“, erklärt Stephanie Thatenhorst, Interiordesignerin aus München. „Mit kräftigen Tönen wirken Pastellfarben hingegen spannend, lebendig und frisch. Und kombiniert man sie mit Beige- oder Brauntönen, ergibt sich ein warmes, erdiges Raumgefühl.“
Wandgestaltung mit Pastellfarben
Dank ihrer freundlichen, unaufdringlichen Grundstimmung sind Pastelltöne eine beliebte Wahl, wenn es um die Wandgestaltung geht. Lediglich der Lichteinfall sollte bei der Auswahl in Betracht gezogen werden. „Ist der Raum tagsüber überwiegend hell und mit viel Sonnenlicht versorgt, empfiehlt sich ein kühlerer Pastellton, um die Farbtemperatur auszugleichen.“, empfiehlt Anahita Rigby. „Ist allerdings kaum Licht vorhanden, sollte man eher eine wärmere Nuance wählen, etwa ein zartes Gelb oder ein frisches Pfirsich-Orange.“
Noch mehr Wirkung erhalten Pastelltöne, wenn sie grafisch untermalt werden. „Große Flächen in Pastellfarben wirken besonders spannend, wenn man sie in Mustern streicht, zum Beispiel im Karo, mit geometrischen Formen oder organischen Linien“, verrät die Hamburger Interiordesignerin Emma Brunckhorst. „Für alle, die es einfacher mögen, gibt es eine große Tapetenauswahl mit grafischen Pastellmustern – in jedem Fall ein Hingucker und eine wunderbare Wahl hinter größeren Möbelstücken.“
Damit harmonieren Pastelltöne besonders gut
„Sie funktionieren wunderbar mit Materialien wie Travertin, Terrakotta oder einer Vielzahl an Hölzern“, sagt Emma Brunckhorst. „Ich versuche dabei gerne auf alte Eichendielen, Bauernholztische oder aufgearbeitete Weichholzmöbel zurückzugreifen, da ihre Patina einen spannendenden Kontrast zu den lieblichen Pastelltönen darstellt.“ Helles Holz wirkt in Kombination mit einem blassen Blau oder leichten Gelb besonders erfrischend. Rosa oder Apricot wiederum gehen vor allem mit dunklen Materialen oder Chrom ein elegantes Spiel ein.
Wenn es um die Stoffauswahl geht, rät Brunckhorst zur Kombination mit grafischen Mustern, vor allem in Schwarz oder Weiß: „Das bringt Struktur und Klarheit und gibt dem Pastell einen guten Rahmen.“
Pastelltöne farblich kombinieren
Die Kombination bestimmt also, welche Wirkung Pastellfarben im Raum erzielen. Erdige, intensivere Pastell-Töne harmonieren besonders gut mit kühleren Farben wie Flieder oder Babyblau. Apricot hingegen passt hervorragend zu Braun und Grün, während Mint in Kombination mit Gold, Grau oder Weiß besonders edel wirkt. Ein Tipp von Stephanie Thatenhorst: „Versuchen Sie, mutig zu kombinieren und nicht zu eintönig an die Sache heranzugehen.“
Das sind die Lieblingskombinationen unserer Expertinnen
„Müsste ich heute meine Wand streichen, so würde ich glaube ich auf die Dreier-Kombi Pistazie, Coffee und Rosa zurückgreifen.“, verrät Emma Brunckhorst. Für Stephanie Thatenhorst wären es sanfte Flieder-Töne mit starken Tintenblau und Akzenten in Chrom. Und die Lieblingskombination von Anahita Rigby? „Pfirsichgelb mit einem warmen Holz und Nickel – wie in einem schicken Hotel aus den 90ern.“