Vintage-Möbel sind trendiger denn je, aber auch eine Frage des Geldbeutels. Ein Plädoyer für den Kauf von Vintage-Möbeln und warum es sich lohnt, in Designklassiker zu investieren. Teil 1: Über die Gründe des Vintage-Booms.

Die Mode- und Designwelt ist schon so eine Sphäre an sich. Was gestern noch in war, ist morgen out (so kommt es einem zumindest manchmal vor). Wer vor zehn Jahren noch dachte, dass Cowboystiefel (ein Schuhtrend der 80er) endgültig der Vergangenheit angehören, sollte einmal durch die Fashion-Magazine am Bahnhof stöbern. Gleiches mag wohl für den guten alten Teppichboden gelten. Lange war er verrufen, jetzt darf er wieder unsere Böden kleiden. Dabei ist es bekanntlich das Zusammenspiel gesellschaftlicher, kultureller, wirtschaftlicher und technischer Entwicklungen, die Trends entstehen lassen. Hier soll erwähnt sein, dass die Mode dabei einen weitaus schnellerem Wechsel unterliegt als das Design. Gemein ist den beiden Disziplinen jedoch der rekursive Charakter, sprich, das Aufleben verschiedenster Trends und Stile aus der Vergangenheit. 

Brooklyn Townhouse Charlap Hyman & Herrero Image credit William Jess Laird decohome.de

Projekt: Charlap Hyman & Herrero (Foto: William Jess Laird, 1stDibs)

Was ist eigentlich vintage?

Um hier mal einen kurzen Exkurs einzubauen, bevor es ans Eingemachte geht, wollen wir den Unterschied zwischen vintage, antik und retro erklären: Per Definition werden Möbel, die zwischen 1920 und 1980 hergestellt wurden, als vintage bezeichnet. Alles, was davor produziert wurde, gilt als antik. Von retro spricht man hingegen, wenn ein Möbelstück sich in seinem Aussehen an das Design vergangener Jahre anlehnt, faktisch aber neu ist. 

vintage möbel Interiors Fern Santini 1stdibs.com Image credit Douglas Friedman decohome.de

Projekt: Fern Santini (Foto: Douglas Friedman, 1stDibs)

Der Vintage-Möbel-Boom und seine Ursachen

Begibt man sich nun in die Tiefen Instagrams und durchwandert dabei die Apartments diverser Influencer und Co., so sticht einem eine Sache besonders ins Auge: Die Anzahl an Designklassikern, die dort vorzufinden sind. Und nein, nicht irgendwelche, sondern stets die gleichen. War es gerade noch das Togo-Sofa von Ligne Roset, so sind es aktuell die bunten „PH“-Leuchten von Louis Poulsen oder die schweren „Bastiano“-Stühle von Arfa & Tobia Scarpa. Doch warum ist vintage gerade jetzt, wo die Technik fortschrittlicher ist denn je, Autos bald selbst fahren und veganes Leder aus Pilzen hergestellt wird, so angesagt? 

London Townhome by Peter Mikic 1stdibs.co.uk Image credit Kate Martin decohome.de

Projekt: Peter Mikic (Foto: Kate Martin, 1stDibs)

„Fast Furniture wird zu einem immer größeren Problem, vor allem nach der Pandemie. Möbel füllen die Mülldeponien in rasantem Tempo“, erklärt Lara-Lee Mannell, Managerin bei Pamono, ein in Berlin ansässiger Marktplatz für Vintage-Möbel, Dekoration und Kunst. „Auf persönlicher Ebene jedoch fühlen sich Menschen immer mehr dazu hingezogen, etwas zu besitzen, das ein Stück Geschichte in sich trägt.“ Ein Ledersofa also, mit Narben und Falten, schon so braun, als wäre es zu lange in der Sonne gestanden? Aber ja, genau so.

„Sammler, Kenner, oder einfach Designinteressierte, kaufen Vintage-Objekte, schlichtweg weil sie ihr Zuhause und ihr Leben mit Möbeln und Gegenständen füllen wollen, die interessant und einzigartig sind – und eine Geschichte haben, die unsere Beziehung zu diesen Dingen bereichert“, bemerkt Anthony Barzilay Freund, Kunstdirektor und Redaktionsleitung von 1stDibs, ein Online-Marktplatz für antike Möbel, Mode und Kunst. „Es gibt nicht Schöneres, als zu wissen, dass man ein Stück besitzt, das Jahrzehnte überdauert hat – und dessen Glanz und Patina genau das beweisen.“ 

Interiors Glen Gissler at Brooklyn Showhouse 1stdibs.com Image credit Gross and Daley decohome.de

Projekt: Glen Gissler (Foto: Gross and Daley, 1stDibs)

Warm geworden? Wie man einen echten Eames Chair von einer Fälschung unterscheidet, →erfahren Sie hier.