Warum es wichtig ist beim Bad gestalten schon zwei Schritte voraus zu denken und welche Features dabei noch häufig unterschätzt werden: Bad-Experte Robert Oberberger im Gespräch.
Als Geschäftsführer von Richter + Frenzel hat Robert Oberberger die Transformation des Badezimmers begleitet – von der rein praktischen Nasszelle zum wellnessorientierten Wohnraum. Mit der ersten eigenen Designmarke FOR wirkt das Unternehmen nun maßgeblich mit bei der Badgestaltung der Zukunft.
Herr Oberberger, gibt es aktuell Trends im Bad-Design?
Das Badezimmer war in der Vergangenheit ja eigentlich eher ein Waschraum. Meiner Meinung ist es klar erkennbar, dass es immer mehr zum Wohnraum wird im Haus, dass die Bereiche verschmelzen. Deshalb haben wir die Serie FOR bewusst so entwickelt, dass sie individualisierbar ist, anpassungsfähig, es geht immer mehr ums Wohlfühlen. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass die Formensprache momentan wieder organischer wird. Ich habe jetzt nicht mehr nur irgendein Waschbecken, ich habe ein Design, das sich in meinen Einrichtungsstil integriert und auch Badezimmermöbel und Armaturen, die passen.
Wie wichtig ist Farbe beim Bad gestalten?
Als ich angefangen habe in der Branche, waren farbige Bäder ganz normal: Da herrschte das Schilfgrün, das Bermudablau und das Currygelb. Das hat sich dann komplett verloren und es ist alles in Richtung Weiß gegangen, die Farbakzente kamen nur noch über die Fliese. Gerade haben wir eine Schwarz-Weiß-Welt im Bad hinter uns. Und jetzt geht es wieder mehr in Richtung Farbe, vor allem bei den Armaturen, da sind Metalltöne beliebt. Generell lässt sich über die Keramik sagen: Je hochwertiger sie ist, desto mehr wird auch über Farbe als Stilelement nachgedacht.
Kann auch ein kleines Bad Wellness sein?
Ja, unbedingt. Man kann zum Beispiel sehr gut auf engstem Raum eine tolle, großzügige Dusche einbauen, wenn die Kabine oder den Spritzschutz entsprechend angebunden und mit dem Waschplatz kombiniert werden. Es gibt Einbauten, da lässt sich die Duschkabine komplett wegklappen. Wenn ich nur den Waschplatz nutze, ist dann sehr viel Platz zur Verfügung links und rechts. So verliert man keine Funktionalität, hat aber trotzdem viel Platz in der Dusche. Wellness wäre zudem, eine Dampfdusche zu integrieren. Das funktioniert auch, wenn das Bad relativ klein ist.
Wie wichtig ist die Technik heutzutage beim Bad gestalten?
Also ich sage, das Design muss vor allem funktional sein. Wir haben zum Beispiel für unsere Serie „Odivis“ eine Armatur geschaffen, die aus der Wand herauskommt, wo der Griff in den Auslauf integriert ist. Das hat einen sehr hohen ästhetischen Anspruch, ist aber auch extrem funktional. Oder „Leano“, eine etwas geradlinigere Serie, bietet absolute Funktionalität, indem wir eine sehr tiefe Kumme fürs Waschbecken vorgesehen haben. Das macht sie individuell einsetzbar und vor allem familiengerecht. Solche Dinge sind dem Kunden schon wichtig. Bei der Keramik war es eine Zeit lang sehr, sehr modern ganz flache Kummen (Anm. d. Red.: Waschbeckenmulden) zu haben. Das ist aber eigentlich nicht praktikabel, wenn man sich einfach mal kurz den Kopf waschen oder schnell etwas auswaschen will. Gerade wenn ich Familie habe, braucht man auch eine gewisse Tiefe im Becken, damit man solche Dinge auch tun kann. Und dann muss trotzdem auch das Design stimmen.
Es gibt ja im Prinzip ein Bad für jede Generation. Wie kann man es gestalten, damit es möglichst lange passt?
Ich würde jedem empfehlen so viel wie möglich barrierefrei anzulegen. Das bedeutet ja nicht, direkt irgendwelche speziellen Griffe zu verbauen, sondern dass es einfach möglichst wenig Stolpersteine im Bad gibt. Dass ich zum Beispiel bodenbündig in die Dusche gehen kann. Eine Wanne wiederum braucht eine gewisse Tiefe, damit ich mich wohlfühle. Aber man kann sie so in den Boden einbringen, dass sie auch für älter werdende Menschen gut zugänglich ist. Auch die Wände können so vorbereitet werden, dass man mit Griffen arbeiten kann, wenn es nötig wird. Dann hat man ganz lange Freude an seinem Bad, auch wenn man vielleicht nicht mehr ganz so mobil ist.
Wie lang ist denn der klassische Badzyklus?
Im Schnitt macht jeder sein Bad so alle 25 bis 30 Jahre neu. Unsere Marke FOR ist durchaus auf eine längere Nutzungsdauer ausgelegt. Also die ganzen Produkte, die Technik, die dahinter steht, hält sicher 30 Jahre. Und auch die Designsprache polarisiert nicht. Es wird jetzt nicht notwendig sein, das Bad in zehn oder 15 Jahren zu sanieren.
Was wird generell noch unterschätzt beim Bad gestalten?
Da gibt es jede Menge. Angefangen bei den Armaturen, die mittlerweile per Knopfdruck funktionieren – davon sind Kunden häufig überrascht, weil viel Hebeltechnik wegfällt. Oder die rahmenlose Duschkabine. Bei der Raumaufteilung insgesamt kann man heute mit den richtigen Produkten ganz viel machen. Was viele auch noch unterschätzen, ist das Dusch-WC. Ein Bad ohne ist für mich absolut nicht mehr denkbar. Wenn man sich daran mal gewöhnt hat, gehört das einfach zur Hygiene dazu.
DECO-Tipp: Im sehr sehenswerten neuen Bäder und Wellness Store von Richter + Frenzel im bayerischen Dorfen können die FOR Produkte sowie viele weitere Markenhersteller live und in viel guter Farbe erlebt werden.
Online auf: www.for-badwelt.de