Von raffinierten Stauraum-Tricks bis hin zu außergewöhnlichen Material- und Farbtipps: Wie man ein kleines Bad zum originellen Platzwunder verwandelt, verrät die Hamburger Interiordesignerin Emma Brunckhorst.
Die Hauptblickachse: So entsteht ein sinnvolles Layout
Zugegeben, nicht jeder hat die Möglichkeit sein Bad zu renovieren oder gar von Grund auf neu zu planen. Darf man sich allerdings zu den Glücklichen schätzen, die Einfluss auf die Gestaltung des Grundrisses haben, so gibt es gerade bei kleinen Bädern nützliche Anhaltspunkte, die dabei helfen, ein funktionales Layout zu schaffen. „Zu Beginn sollte festgestellt werden, wo der Blick beim Betreten des Raumes als erstes hinfällt“, erklärt Interiordesignerin Emma Brunckhorst. „Diese Stelle bestimmt in der Regel, wo der Waschtisch platziert werden sollte. Vor allem in kleinen Räumen ist diese Hauptblickachse ein guter Anhaltspunkt für die weitere Planung.“ Heißt konkret: „Stauraummöglichkeiten oder die Toilette sollten sich, wenn es der Raum und die vorhanden Anschlüsse erlauben, nicht im direkten Blickfeld befinden.“
Auf die Raum-Form kommt es an
Die weitere Planung hängt vom Grundriss des Badezimmers ab. „Ist das Bad beispielsweise lang und schmal, kann die Dusche bestenfalls über die Seite mit der kürzeren Wand gezogen werden und sie komplett einnehmen, um tote Ecken zu vermeiden.“ Ein weiterer Gestaltungstrick in kleinen Bädern sind bodengleiche Duschen, idealerweise mit einer Trennwand aus Glas. Das gibt dem Raum unmittelbar mehr Großzügigkeit. Ansonsten gilt es, die Wahl der Möbel dem Raum entsprechend anzupassen. Ein flaches, ovales Waschbecken nimmt weniger Raum ein und wirkt unaufdringlicher als eine tiefe, eckige Version.
Platzsparend denken
Ordnung ist besonders in kleinen Räumen von hohem Wert. Das bedeutet zunächst, Unruhe stiftende Gegenstände wie freistehende Toilettenbürsten, rumliegende Zahnbürsten und Schminkutensilien aus dem Sichtfeld zu verbannen. „Stattdessen sollte eine bewusst geschaffene und zielgerichtete Einrichtung entstehen, die durch aufeinander abgestimmte Deko und Badartikel gelingt“, rät Brunckhorst. Geht es konkret an die Stauraumplanung, so empfiehlt die Designerin eher zu Waschtischen mit Schubladen, als zu solchen mit Schwingtüren. „Das ist deutlich platzsparender und zudem ist es einfacher direkt an alles heranzukommen, ohne zuvor den halben Schrank auszuräumen.“
Wandflächen als Stauraum-Lösung
Da in kleinen Räumen die Bodenfläche begrenzt ist, sollten Ablageflächen an den Wänden geschafften werden: Schwebende Regalbretter, Wandhaken oder der altbekannte Spiegelschrank (im Bestfall modern interpretiert) können eine schöne, luftige Ergänzung sein. Für eines ihrer vergangenen Projekte ließ Brunckhorst einen Spiegelschrank in die Wand einlassen, sodass er von außen im geschlossenen Zustand kaum als solcher wahrnehmbar ist. Und es geht noch praktischer: „Eine weitere funktionale Lösung ist ein sogenannter Pulley, welcher an der Decke montiert und über einen Seilzug nach oben und unten gezogen werden kann. Gerade bei hohen Decken ist das System eine tolle Alternative, um Handtücher oder Wäsche aufzuhängen.“ Als Faustregel gilt: Vermeiden Sie so gut es geht am Boden befestigte Möbel. Das lässt den Raum größer und geräumiger erscheinen, als er ist.
Kleine Bäder richtig beleuchten
Auch ein kleines Bad sollte durchdacht beleuchtet sein. Dabei eignet sich eine Kombination aus mehreren Lichtquellen wie Wand- oder Deckenleuchten. „Umlaufende Lichtvouten beispielsweise erzeugen ein besonders stimmungsvolles Ambiente. Ein optischer Hingucker hingegen können ein oder zwei Pendelleuchten auf unterschiedlicher Höhe rechts oder links vom Waschbecken sein“, empfiehlt Brunckhorst.
Kleines Bad: Diese Gestaltungstricks wirken Wunder
Es ist kein Geheimnis, dass helle Farben, wie Weiß, Beige oder Grau kleine Räume größer wirken lassen, als sie sind. Doch kann man auch mit Mustern ein wenig tricksen. „Vertikale Streifen, beispielsweise in einem warmen Weiß, lassen die Decke höher erscheinen, als sie ist. Horizontale Streifen hingegen ziehen den Raum optisch in die Länge“, verrät Brunckhorst. Ähnliches gilt für den Boden: „Lässt man die Bodenfliesen im gleichen Format an den Wänden hochlaufen, erzeugt das ebenfalls ein größeres, gestreckteres Raumgefühl.“
Optische Highlights schaffen – auch im kleinen Bad
Auch wenn helle Farben und wenig Kontraste dafür sorgen, dass kleine Bäder ruhiger und größer erscheinen, so spricht keineswegs etwas dagegen, mit gemusterten Tapeten und ausgefallenen Oberflächen zu experimentieren. „Eine besondere Alternative ist Lehm- oder Dolomitputz, den es in unterschiedlichsten Farben gibt und der eine spannende Struktur an die Wand bringt“, verrät die Expertin. „Ebenso wie Tadelakt, ein traditionell marokkanischer Kalkanstrich. Die Marmorierung lässt sich dem Kundenwunsch anpassen und sorgt somit für einzigartiges Endergebnis.“ Das Gleiche gilt für 3D-Tonfliesen, ungewöhnliche Fliesenformate und Oberflächenstrukturen; auch die Gestaltung von Tür und Decke sollte nicht außer Acht gelassen werden.
Auf die Konsistenz kommt es an
Grundsätzlich empfiehlt Emma Brunckhorst für die Farb- und Materialwahl bewusste Konsistenz: „Es ist wichtig, das Bad nicht als funktionalen Fremdkörper in der Wohnung oder dem Haus zu sehen, sondern entsprechend zu integrieren. Das bedeutet, dass ein Übergang mit seinem Umfeld geschaffen werden sollte und sich Farben oder Materialien aus dem Rest der Wohnung wiederfinden.“ So zeigt sich: Klein ist auch fein. Mit einigen Tricks und vielleicht etwas Mut werden sogar die kleinsten Bädern zu den größten Hinguckern.