Klein und fein, praktisch und gut: Mit smarten Interior-Ideen zeigen die Architekten von Memola Estúdio und Vitor Penha, wie man eine kleine Wohnung in ein gemütliches Zuhause verwandelt.
Platzwunder auf 29 Quadratmetern
„Erst die Kleinheit zeigt die Feinheit“, sagte einmal der Schweizer Lebenskünstler Alfred Selacher. Ein tröstendes Zitat, wenn man bedenkt, dass Wohnfläche, vor allem in größeren Städten, immer rarer und teurer wird. Nicht umsonst ließ sich innerhalb der letzten Jahre ein Trend zu Small Spaces beobachten und auch der Immobilienmarkt reagiert mit entsprechenden Wohnlösungen. Ein gutes Beispiel ist das Bauprojekt „Pop Grafite“ in São Paulo, das in einem neu-errichteten Wohnkomplex eine Vielzahl von hellen Studio-Apartments im Umfang von 27 bis 36 Quadratmetern anbietet.
Eine kluge Raumaufteilung als Ausgangslage
Doch eine kleine Wohnung gleichermaßen funktional und zeitlos zu gestalten, ohne dass sie dabei an Gemütlichkeit und Individualität verliert, ist eine Herausforderung. Jeder Zentimeter zählt, schließlich sollte im Idealfall Küche, Bad, Wohnzimmer und ein Bett in das Apartment passen. Der kniffligen Aufgabe bewusst haben sich die Architekten von Memola Estúdio mit Vitor Penha Architekten zusammengetan und sich gemeinsam der Gestaltung eines der kleinen Studios von „Pop Grafite“ angenommen.
Zur besseren Einordnung: 29 Quadratmeter, das ist ein wenig kleiner als eine einfache Doppelgarage. So viel misst die Wohnung, die aus Küche und Bad, sowie einem Schlaf- und Wohnzimmer besteht. Die Schwierigkeit bestand vorerst darin, ein Layout zu entwickeln, das weder vollgestopft noch beengend wirkt. Gleichzeitig aber sollte es den Bewohnern genügend Möglichkeiten geben, dem Raum mit persönlichen Stücken Charakter zu verleihen.
So traten die Architekten mit einer klugen Raumaufteilung auf den Plan: Das Schlaf- und Wohnzimmer platzierten sie an der Fensterfront am Ende der Wohnung, davor befinden sich die Küchenzeile und das Bad. Als Trennung der Bereiche dienen Wände aus Strukturglas. So wird die Privatsphäre geschützt, ohne dabei beim Duschen oder Kochen an Licht einbüßen zu müssen.
Reduzierte Farben und natürliche Materialien
Hinzu kommt eine reduzierte Farbgebung aus hellen Tönen, die das großzügige Raumgefühl verstärkt. Die meisten Möbel und Einbauten sind in einem schlichten Weiß gehalten, was die Räume optisch ineinander greifen lässt. Um dem All-White Look einen eleganten Kontrast entgegenzusetzen, entschieden sich die Architekten für Elemente aus Holz und Marmor. Braunrote Ziegel, charakteristisch für die Architektur von São Paulo, verlaufen über den Boden und erzeugen zudem ein Gefühl von Ruhe und Bodenständigkeit.
Kleine Wohnung? Smarte Einbaumöbel als Stauraum-Helden
Um die kleine Fläche von 29 Quadratmetern optimal zu nutzen, haben die Architekten durchdachte Einbaumöbel entworfen. Die Küchen-Arbeitsfläche aus Marmor verläuft bis ins Wohnzimmer und dient dort als Ablage für Vasen, Bücher und Co. Darunter befinden sich verschlossene Regale, die weiteren Stauraum bieten. Damit die Wandfläche im Wohnzimmer durch das Möbelstück jedoch nicht überfüllt wirkt, wurde bewusst Platz zwischen den Elementen gelassen. Das sorgt für visuelle Leichtigkeit und Größe. Gegenüberliegend befindet sich das Bett, das durch ein Kopfteil aus Holz abgegrenzt wird. Dem schließen sich weitere Einbaumöbel an, die sich durch ihr weißes Äußeres diskret im Hintergrund halten und mit dem restlichen Interior verschmelzen.
Fotos: Fran Parente